In den USA häufen sich Fälle, in denen Tatverdächtige von Gewalttaten und Sexualdelikten abgeschoben werden, bevor sie vor Gericht gestellt werden können. Dies führt dazu, dass Strafverfahren eingestellt werden müssen und Opfer keine Gerechtigkeit erfahren.
Fälle aus verschiedenen Bundesstaaten
In einem Bezirk nahe Denver mussten sechs Strafverfahren eingestellt werden, da Verdächtige vor der Verhandlung abgeschoben wurden. Ein weiterer Fall aus Denver zeigt, wie ein mutmaßlicher Mörder freigelassen werden musste, weil die Zeugen abgeschoben wurden. In Boston wurde ein Verfahren wegen Urkundenfälschung abgebrochen, da der Beschuldigte während des laufenden Prozesses abgeschoben wurde.
Auswirkungen auf die Strafjustiz
Staatsanwälte und Rechtsexperten kritisieren, dass die vorzeitigen Abschiebungen die Justiz behindern und die öffentliche Sicherheit gefährden. Verdächtige könnten so einer Verurteilung entgehen, illegal zurückkehren und weitere Straftaten begehen.
Brian Mason, Bezirksstaatsanwalt in Colorado, warnt davor, dass Verdächtige durch die Abschiebung ungestraft davonkommen könnten. Dies gefährde die Gemeinschaft und untergrabe das Vertrauen in die Justiz.
Das Laken-Riley-Gesetz
Ein möglicher Grund für die Zunahme der Abschiebungen ist das neue Laken-Riley-Gesetz. Dieses sieht vor, dass Personen ohne Aufenthaltsstatus bei Verdacht auf bestimmte Straftaten, wie Diebstahl oder häusliche Gewalt, inhaftiert werden müssen. Obwohl das Gesetz keine direkte Abschiebung vorschreibt, führt die Inhaftierung in einigen Fällen dennoch dazu.
Negative Folgen für Opfer und Zeugen
Durch die aggressive Abschiebungspraxis haben auch Opfer und Zeugen zunehmend Angst, vor Gericht auszusagen, da sie selbst abgeschoben werden könnten. In Massachusetts führte dies bereits zu einer Intervention der ACLU, um die Anwesenheit eines Angeklagten vor Gericht zu gewährleisten.
Ein zweischneidiges System
Rechtsexperten wie Prof. Michael Kagan sehen die Gefahr einer zweigleisigen Justiz: Während Bürger für Straftaten inhaftiert werden, könnten nichtstaatliche Täter durch Abschiebung der Strafverfolgung entgehen. Diese Praxis könnte von Kriminellen missbraucht werden, um einer Verurteilung zu entgehen.
Rückgang der Aussagebereitschaft
Nicholas Reppucci, Leiter der öffentlichen Verteidigung in Virginia, beobachtet, dass Menschen aufgrund der Angst vor Abschiebung seltener als Zeugen auftreten. Dies erschwert die Strafverfolgung und behindert die Aufklärung von Verbrechen.
Fazit
Die vorzeitige Abschiebung von Verdächtigen vor Gerichtsverfahren stellt ein erhebliches Problem für die Strafjustiz dar. Opfer bleiben ohne Gerechtigkeit, und die öffentliche Sicherheit könnte dadurch gefährdet sein. Rechtsexperten fordern eine Überarbeitung der Praxis, um sicherzustellen, dass Strafverfahren ordnungsgemäß durchgeführt werden können.
Kommentar hinterlassen