Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT) – oft verkürzt als „Mormonen“ bezeichnet – hat einen neuen Präsidenten: Dallin Harris Oaks, 93 Jahre alt, übernimmt die geistliche Führung von rund 17 Millionen Gläubigen weltweit. Die Ernennung wurde am Dienstag in Salt Lake City (Utah) bekannt gegeben.
Oaks tritt die Nachfolge von Russell Nelson an, der am 27. September im Alter von 101 Jahren verstorben war. Damit übernimmt Oaks als 18. Präsident die Leitung der HLT-Kirche, die nicht nur religiös, sondern auch wirtschaftlich zu den einflussreichsten Glaubensgemeinschaften der USA zählt.
Lange Erfahrung und festgelegte Nachfolge
Dallin H. Oaks ist in der Kirche kein Unbekannter: Er gehört seit den 1980er Jahren zu den obersten Führungsgremien und war zuvor Richter am Obersten Gerichtshof von Utah. Seine Berufung überrascht daher kaum, denn nach einer fest etablierten Tradition wird stets das dienstälteste Mitglied des „Quorums der Zwölf Apostel“ – eines der höchsten Gremien der Kirche – zum neuen Präsidenten ernannt.
Diese Regelung soll einen reibungslosen Übergang gewährleisten und verhindern, dass es zu innerkirchlicher Machtpolitik oder öffentlichen Kampagnen kommt.
Oaks: Prophet, Seher und religiöser Führer
Als Präsident der HLT gilt Oaks offiziell als „Prophet, Seher und Offenbarer“. In dieser Rolle soll er – so die kirchliche Lehre – die Kirche durch göttliche Eingebung leiten. Ihm stehen dabei zwei Ratgeber sowie das Kollegium der Zwölf Apostel zur Seite.
In seiner ersten Erklärung sagte Oaks:
„Ich nehme die Verantwortung, die Gott mir übertragen hat, demütig an und widme mich mit ganzem Herzen und ganzer Seele dem Dienst, zu dem ich berufen worden bin.“
Neben seiner geistlichen Funktion wird Oaks auch die geschäftlichen Aktivitäten der Kirche überwachen – die HLT besitzt weltweit umfangreiche Immobilien, Medienunternehmen und Investmentfonds.
Konservativer Kurs erwartet
Oaks ist bekannt für seine traditionalistischen Ansichten. Er gilt als eine der führenden Stimmen der Kirche, wenn es um die Verteidigung klassischer Familienwerte geht. Besonders deutlich positionierte er sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und betonte mehrfach, dass Homosexualität nach kirchlicher Lehre als Sünde gilt. Gleichzeitig sprach er sich für Religionsfreiheit und Toleranz im gesellschaftlichen Dialog aus.
Mit 93 Jahren zählt Oaks zu den ältesten Präsidenten in der Geschichte der Kirche. Er wird das Amt – wie in der HLT üblich – bis zu seinem Tod ausüben. Die Dauer der Amtszeit hängt somit von seiner Lebensspanne ab: Während einige Präsidenten über Jahrzehnte im Amt waren, dauerte die kürzeste Amtszeit in der Geschichte der Kirche nur neun Monate.
💬 Fazit:
Mit Dallin H. Oaks übernimmt ein erfahrener, aber konservativer Kirchenführer die Leitung der HLT. Unter seiner Führung dürfte die Glaubensgemeinschaft ihren traditionellen Kurs in Fragen von Familie, Moral und Religionsfreiheit fortsetzen – und gleichzeitig versuchen, ihre weltweite Präsenz in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zu festigen.
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