Startseite Allgemeines Zurück aus dem Koma: Voice of America darf wieder senden – sehr zum Ärger von Trump
Allgemeines

Zurück aus dem Koma: Voice of America darf wieder senden – sehr zum Ärger von Trump

David_Peterson (CC0), Pixabay
Teilen

Erst war die Voice of America angeblich „unrettbar“ – jetzt dürfen ihre Journalist:innen wieder an die Arbeit. Nachdem Donald Trump im März per Dekret die staatlich finanzierten Auslandssender kurzerhand abgeschaltet hatte, rollten die Gerichte dem Präsidenten nun den roten Teppich der Realität aus. Ergebnis: Voice of America (VOA) kommt zurück – trotz Kari Lake, trotz Executive Orders, trotz politischer Operetten.

Lake, Trumps medienfeindliche Lieblingsfigur und kurzzeitig Chefin der zerschlagenen US Agency for Global Media, hatte dem Sender zuvor den Stecker gezogen und gleich noch Radio Free Europe, Radio Free Asia und andere traditionsreiche Sender mit in den Abgrund gezerrt. Nun soll sie laut einem internen Memo vom Freitagabend plötzlich an einem „Neuanfang“ arbeiten. Man freue sich auf die Zusammenarbeit, schrieb sie an dieselben Mitarbeiter:innen, die sie vor sechs Wochen gefeuert hatte. Humor hat sie ja.

Doch die Rückkehr der fast 1.400 entlassenen Beschäftigten basiert nicht auf Einsicht, sondern auf jurischem Druck: Bundesrichter Royce C. Lamberth urteilte Ende April, das Vorgehen der Regierung verstoße „vermutlich gegen zahlreiche Bundesgesetze“. Ein Berufungsgericht stoppte zwar ähnliche Urteile zugunsten anderer Sender – nicht aber das für VOA. Prompt gab’s die Rückruf-Mails. Timing ist eben alles.

VOA-Reporter Steve Herman sprach gegenüber CNN von einer „Rückkehr aus dem Koma“ und nannte den Neustart ein „Herkulesprojekt“ – immerhin waren vor der Abschaltung weltweit rund 340 Millionen Menschen das Publikum. Die wissen bis heute nicht, warum plötzlich nur noch Musik statt Nachrichten lief.

Trumps Lager bleibt indes bei der Erzählung, VOA sei ein Sicherheitsrisiko, Geldverschwendung und sowieso „ein Sprachrohr unserer Feinde“. Alles also wie gewohnt: Kritik an unabhängiger Berichterstattung gilt als Angriff auf die Nation – zumindest in dieser Version von Amerika.

Jetzt also die Wende: Lake, vor Kurzem noch stolz darauf, sich „aus dem Job DOGEn“ zu wollen, schickt modernisierende Führungskräfte mit „neuer Vision“ zurück ins Büro. Nur zur Erinnerung: Die einzige gesetzlich vorgesehene Vision ist, dass VOA existiert – nicht, dass sie Präsidenten gefallen muss.

Die Mitarbeiter kehren nun zurück – mit offenen Augen und, sagen einige, gesunder Skepsis. Und während Trump die Presse weiterhin für staatsfeindlich erklärt, zeigt die Justiz: Manche Checks & Balances funktionieren eben doch noch.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Interview: Was bedeuten die geplanten Kapitalmaßnahmen der q.beyond AG für Aktionäre?

Interviewer:Frau Rechtsanwältin Bontschev, die q.beyond AG plant auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mehrere...

Allgemeines

Milliardenschaden durch manipulierte Dieseltechnik: Betrugsurteile im Diesel-Skandal endgültig bestätigt

Die strafrechtliche Aufarbeitung des sogenannten Diesel-Skandals hat einen weiteren endgültigen Abschluss gefunden....

Allgemeines

Sperre vertagt: Shein darf in Frankreich weitershoppen – vorerst

Der umstrittene Online-Gigant Shein bleibt vorerst online – zumindest in Frankreich. Ein...

Allgemeines

Mond oder Märchen? Trump verordnet Rückflug zur Flagge

Wenn es nach Donald Trump geht, wird der Mond bald wieder amerikanisch...