Gerade mal eine Woche ist es her, da posierten Donald Trump und Ursula von der Leyen in Schottland, als hätten sie persönlich den Weltfrieden besiegelt. Es war die große Show: Ein Zolldeal – hurra! Nur 15 Prozent auf EU-Produkte, versprochen! Und dazu noch 750 Milliarden Dollar für amerikanisches Fracking und Burger, verpackt in einer hübschen Investitionsschleife von weiteren 600 Milliarden. Deal-Magie à la Trump!
Doch nun hat der Präsident offenbar festgestellt, dass er das Kleingedruckte nicht mochte. Und weil Trump selten leise zweifelt, sondern lieber laut droht, kündigte er sogleich den nächsten Zollhagel an – diesmal mit satten 35 Prozent gegen die EU. Warum? Na, weil diese 600 Milliarden laut Trump ein Geschenk seien. Keine Investitionen. Kein Deal. Einfach Geldregen – aus Brüssel direkt ins Weiße Haus.
Die EU hingegen betont, dass es sich nicht um einen Scheck in Goldschrift handelt, sondern um – Achtung, wie langweilig – freiwillige Investitionen von Unternehmen über mehrere Jahre. Also kein „Geschenk“, eher eine Absichtserklärung. Aber wer hat schon Zeit für Realitäten, wenn sich mit alternativen Fakten so viel besser Wahlkampf machen lässt?
Trump droht – diesmal Pharma, Schweiz, Indien
Natürlich bleibt es nicht bei der EU. Trump streift durch die Weltpolitik wie ein Zoll-Sensenmann mit Tourette. Am Dienstag hat er gleich Pharmaunternehmen mit einem 250-Prozent-Zoll auf Medikamente gedroht – sie sollen gefälligst im Land der unbezahlten Rechnungen produzieren. Besonders die Schweiz bekam ihr Fett weg: „Ein Vermögen machen die mit Pillen!“, wetterte Trump. Vielleicht auch, weil seine eigene Geduldspille langsam aufgebraucht ist.
Die Schweizer Delegation reiste postwendend nach Washington – mit Koffer, Charme und vermutlich einem Fondue als Friedensangebot. Noch ist unklar, ob Trump sie empfängt oder gerade Wichtigeres zu tun hat (Golf, Tweeten, Drohungen). Die Zölle sollen jedenfalls schon am 7. August starten. Die Schweizer Wirtschaft zittert, die EU schaut stirnrunzelnd zu.
Und auch Indien darf nicht fehlen auf Trumps Zoll-Bingo. Weil Neu-Delhi russisches Öl einkauft, bekommt das Land jetzt vermutlich eine „Erziehungsmaßnahme“ in Form von Strafzöllen. Mindestens 25 Prozent – aber Trump „denkt darüber nach, das zu erhöhen“. Wahrscheinlich gerade, während er seinen nächsten Energy-Drink kippt.
Handelsdiplomatie nach Trump-Art
Was lernen wir daraus? In Trumps Welt ist Diplomatie ein Deal auf Zeit – und zwar bis zur nächsten Laune oder Fernsehsendung. „America First“ heißt in der Praxis: Wenn du mir nicht gibst, was ich will, werfe ich dir mit Prozenten um mich – vorzugsweise dreistellig.
Ob EU, Pharma, Indien oder die Schweiz – der Präsident hat seinen wirtschaftspolitischen Vorschlaghammer wieder ausgepackt. Und wie immer ist unklar, ob das alles ernst gemeint ist oder nur das übliche Trompeten fürs Publikum.
Aber eines ist sicher: Langweilig wird es mit Donald Trump nie. Nur sehr, sehr teuer.
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