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Zeitumstellung heute Nacht – bringt das Drehen an der Uhr wirtschaftlich überhaupt noch etwas?

JuliusH (CC0), Pixabay
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In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist es wieder so weit: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt – von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr. Damit endet die Sommerzeit und es beginnt die Winterzeit. Millionen Menschen in Deutschland müssen sich auf eine Stunde mehr Schlaf, aber auch auf frühere Dunkelheit am Abend einstellen. Doch die alljährliche Frage bleibt: Macht die Zeitumstellung wirtschaftlich überhaupt noch Sinn?

Ursprünglich als Energiesparmaßnahme gedacht

Die Zeitumstellung wurde in Deutschland erstmals 1980 eingeführt – als Reaktion auf die Ölkrise in den 1970er-Jahren. Die Idee: Wenn es im Sommer länger hell bleibt, verbrauchen Haushalte und Unternehmen weniger künstliches Licht und damit weniger Energie.

Doch diese Rechnung geht heute kaum noch auf. Zahlreiche Studien – darunter Untersuchungen des Bundesumweltamtes und der Europäischen Kommission – zeigen, dass der Energieeffekt verschwindend gering ist. Zwar wird abends etwas Strom eingespart, dafür heizen viele Menschen an kühlen Frühlings- und Herbstmorgen mehr, sodass sich der Gesamteffekt meist aufhebt oder sogar ins Negative dreht.

Wirtschaftlich fragwürdig, psychologisch belastend

Neben der Energiefrage stellt sich zunehmend die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung infrage. Unternehmen, vor allem in der Transport- und Logistikbranche, müssen ihre Abläufe anpassen, Server- und Flugpläne umstellen – ein organisatorischer Aufwand, der Millionen kostet.

Auch der Arbeitsrhythmus vieler Beschäftigter leidet. Ärzte und Krankenkassen weisen regelmäßig darauf hin, dass die Umstellung der inneren Uhr bei vielen Menschen zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und erhöhter Unfallgefahr führen kann – besonders in den Tagen nach der Umstellung. Studien des Deutschen Verkehrssicherheitsrats zeigen, dass die Zahl der Verkehrsunfälle in den Wochen nach der Zeitumstellung leicht steigt.

Für die Wirtschaft bedeutet das: mehr Krankmeldungen, geringere Produktivität – und damit zusätzliche Kosten.

EU wollte die Zeitumstellung abschaffen – doch nichts passiert

2018 hatte die Europäische Union nach einer europaweiten Bürgerbefragung beschlossen, die halbjährliche Zeitumstellung abzuschaffen. Eine Mehrheit sprach sich dafür aus, dauerhaft Sommer- oder Winterzeit beizubehalten. Doch seitdem ist wenig passiert.

Der Grund: Die EU-Mitgliedstaaten konnten sich nicht auf eine einheitliche Regelung einigen. Einige Länder wollten dauerhaft Sommerzeit, andere bevorzugten die Normalzeit (Winterzeit). Damit drohte ein Zeitchaos innerhalb Europas, das besonders den grenzüberschreitenden Handel und den Luftverkehr erheblich erschwert hätte.

Bis heute gilt daher der alte Rhythmus – zweimal im Jahr das große Drehen an der Uhr.

Wie reagieren Wirtschaft und Verbraucher 2025?

In diesem Jahr wird erneut über die Abschaffung diskutiert. Vor allem Industrieverbände und Energieexperten fordern ein Ende der halbjährlichen Umstellung. Der wirtschaftliche Nutzen sei minimal, der Aufwand groß. Die Umstellung bringe „keinen messbaren Vorteil, aber jede Menge Ärger“, so ein Sprecher des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).

Auch bei Verbrauchern wächst der Frust. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage wünschen sich über 70 Prozent der Deutschen die Abschaffung der Zeitumstellung. Die Mehrheit würde lieber dauerhaft bei der Sommerzeit bleiben – weil die Abende länger hell sind und das Freizeitverhalten besser passt.

Fazit: Eine Stunde geschenkt – aber kaum Nutzen

Heute Nacht dürfen sich die Menschen in Deutschland zwar über eine Stunde mehr Schlaf freuen, doch der wirtschaftliche Nutzen der Zeitumstellung ist mehr Mythos als Realität.

Was einst als Energiesparmaßnahme begann, ist längst zu einem bürokratischen Ritual ohne greifbaren Vorteil geworden. Während viele sich einfach auf den längeren Sonntagmorgen freuen, fordern Wirtschaftsexperten und Bürger gleichermaßen: Es ist Zeit, die Zeitumstellung endlich abzuschaffen.

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