Chinas Staatspräsident Xi Jinping hat sich mit klaren Worten zu den jüngsten Entwicklungen im Handelskonflikt mit den USA geäußert – und dabei wie gewohnt keine Namen genannt, aber deutlich auf einen alten Bekannten gezielt: Donald Trump.
Nur einen Tag nach dem verkündeten Waffenstillstand im Zollstreit mit den USA erklärte Xi auf einem Gipfeltreffen mit Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika und der Karibik in Peking: „Es gibt keine Gewinner in Zoll- oder Handelskriegen. Mobbing und Hegemonialverhalten führen nur zur Selbstisolation.“ Eine Botschaft, die offensichtlich nicht nur für den Saal bestimmt war.
Ein kurzes Aufatmen – aber keine Entwarnung
Am Wochenende hatten die USA und China überraschend vereinbart, die gegenseitig erhobenen Strafzölle für 90 Tage drastisch zu senken. Die USA reduzieren ihre Zölle von zuvor 145 % auf 30 %, China senkt auf 10 %. Ein Durchbruch? Vielleicht. Aber mehr ein Pflaster auf einer blutenden Wunde als eine echte Heilung.
In Washington lobt sich Donald Trump selbst für das „beste Deal-Making der Weltgeschichte“. In Peking hingegen feiern die Staatsmedien einen Sieg chinesischer Prinzipientreue: „Unsere Gegenmaßnahmen waren effektiv“, hieß es auf dem Weibo-Kanal von CCTV. Von Trump keine Spur auf chinesischen Plattformen – nur viel Eigenlob auf beiden Seiten.
Lateinamerika als neuer Spielplatz der Großmächte?
Besonders pikant: Xi wählte für seine markigen Worte ein Treffen mit Vertretern aus Lateinamerika – einer Region, in der die USA traditionell den Ton angaben. Xi versprach gleich mal Kreditlinien in Höhe von 66 Milliarden Yuan (etwa 9,2 Milliarden Euro) – selbstverständlich in chinesischer Währung. Das ist mehr als nur ein freundlicher Gruß: Es ist ein klarer diplomatischer Vorstoß, die Vormachtstellung der USA in der Region zu durchbrechen.
Xi betonte, dass Länder des Globalen Südens ein Recht auf „Unabhängigkeit, Entwicklung und Gerechtigkeit“ hätten. Mit einem Seitenhieb auf den Westen ergänzte er: „Einseitigkeit und Protektionismus nehmen zu – doch China steht bereit, gemeinsam mit Lateinamerika eine gerechtere Weltordnung zu gestalten.“
Analyse: Ein Waffenstillstand – keine Friedensverhandlungen
Hinter den Kulissen zeigt sich: Die wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen China und den USA sind zu tief, als dass eine Seite den Stecker einfach ziehen könnte. Aber das Misstrauen bleibt. Zwar wurde ein Aufschub erreicht – aber ohne einen klaren Plan für ein dauerhaftes Abkommen. Für Beobachter ist klar: Der nächste Konfliktpunkt ist nur eine Frage der Zeit.
Die Märkte reagieren vorsichtig optimistisch, doch Ökonomen warnen: „Selbst wenn die Zölle vorübergehend gesenkt wurden, bleibt der Schaden am Vertrauen in globale Lieferketten enorm“, sagt Handelsanalystin Petra Mahler vom IfW Kiel. „China nutzt die Phase zur Neuorientierung – nicht zur Unterwerfung.“
Fazit
Xi Jinping nutzt den diplomatischen Moment geschickt: Während Trump sich als genialer Verhandler feiert, präsentiert sich Xi als ruhiger Garant für Stabilität und Gerechtigkeit – zumindest aus chinesischer Sicht. Doch die geopolitische Realität bleibt angespannt: Ein echter Frieden ist nicht in Sicht, der Konflikt nur vertagt. Und wie Xi deutlich machte: Wer versucht, China zu mobben, wird sich womöglich bald sehr allein fühlen.
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