In Marokko rumort es gewaltig. Und zwar nicht im Fußballstadion – da wird nämlich 2030 geklatscht und gepfiffen. Sondern auf den Straßen und in den Chats von Discord. Dort formiert sich gerade Marokkos lauteste Protestbewegung seit dem Arabischen Frühling – und sie trägt den catchy Namen: GenZ 212. Warum? Weil Generation Z nicht nur weiß, wie man Selfies macht, sondern offenbar auch, wie man Regierungen nervös werden lässt. Und 212 ist halt die Landesvorwahl. Originell? Vielleicht nicht. Effektiv? Absolut.
Möbel kaputt, Krankenhaus leer, aber Hauptsache Rasen verlegt
Auslöser der Bewegung war nicht etwa ein TikTok-Tanz mit politischer Botschaft, sondern der Tod von acht schwangeren Frauen, die in einem staatlichen Krankenhaus eigentlich per Kaiserschnitt entbinden sollten. Stattdessen bekamen sie den katastrophalen Zustand des marokkanischen Gesundheitssystems hautnah zu spüren – mit tödlichen Folgen.
Aber hey, keine Sorge: Die Regierung hat immerhin einen Plan – sie investiert rund 38 Milliarden Dollar in die Fußball-WM 2030! Schließlich ist ein gut gepflegter Rasen ja auch wichtiger als ein funktionierender OP-Saal, oder?
Discord statt Demo-AG
Wo früher auf Facebook gepostet wurde, wird heute auf Discord organisiert. Die Gaming-Plattform ist nicht mehr nur Heimat von „League of Legends“-Fluchereien, sondern auch der Ort, an dem über 200.000 junge Marokkaner:innen die Revolution in Chatrooms planen – natürlich friedlich, aber sehr, sehr deutlich.
Statt Power-Ups gibt’s Tipps gegen Tränengas, statt Guild Wars wird über Polizeigewalt gesprochen, und statt Loot-Boxen teilt man sich bitteren Alltag und soziale Ungleichheit.
König mit Redebedarf, Regierung ohne Empfang
König Mohammed VI. hat sich inzwischen eingeschaltet – mit einer Rede. Immerhin. Ministerpräsident Akhannouch hingegen glänzt durch Unbeweglichkeit – was angesichts seiner geschätzten zwei Milliarden Dollar Privatvermögen wohl kein Wunder ist. Wer weich sitzt, denkt selten an harte Realitäten.
Der Frust der jungen Generation ist verständlich: Jugendarbeitslosigkeit bei 50 Prozent, marode Schulen, überfüllte Krankenhäuser, und dann diese kleine FIFA-Sause mit Milliardenbudget. Kein Wunder, dass der Top-Slogan der Bewegung lautet: „Wir wollen Krankenhäuser, keine Stadien!“
Kein Bock auf Parteien, aber jede Menge Forderungen
Politische Zugehörigkeit? Keine. GenZ 212 ist allergisch gegen Parteifarben – sie wollen Bildung, Gesundheit und ein Leben in Würde. Also eigentlich ganz normale Dinge, wenn man bedenkt, dass wir über das Jahr 2025 sprechen und nicht über 1325.
Und wer denkt, das sei alles nur Online-Gedöns, der irrt: Die Proteste sind real, die Verhaftungen auch – und leider sogar die Todesfälle. Dass sich ein Land so massiv gegen seine junge Generation stellt, weil diese laut wird, wenn der Staat versagt, ist tragisch – und gleichzeitig ein starkes Indiz dafür, dass diese Generation sich so schnell nicht den Mund verbieten lässt.
Fazit? Wenn du heute einen FIFA-Kader in Marokko suchst, dann findest du den eher auf Discord als auf dem Rasen. Und vielleicht, nur vielleicht, ist das sogar die bessere Mannschaft.
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