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Windenergie in den USA unter Druck: Trumps Politik bedroht Arbeitsplätze und Projekte

distelAPPArath (CC0), Pixabay
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Die Windenergiebranche in den USA steht vor einer ungewissen Zukunft. Seit seiner Wiederwahl verfolgt Präsident Donald Trump eine harte Linie gegen den Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Windkraft. Direkt am ersten Tag seiner zweiten Amtszeit setzte er Genehmigungen und Leasingverträge für Windprojekte aus und ordnete eine Überprüfung bestehender Vereinbarungen an.

Die Folgen sind gravierend: Milliardenschwere Investitionen stehen auf der Kippe, zahlreiche Projekte wurden bereits abgesagt, und viele Arbeitnehmer fürchten um ihre Jobs.

„Die Branche wird gezielt angegriffen“

Besonders betroffen sind Arbeiter und Unternehmen in der Windenergiebranche, die in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen ist. Joe Zimsen, ein Qualitätsexperte bei Siemens Gamesa Renewable Energy, drückt seine Frustration aus:

„Es ist extrem frustrierend. Es fühlt sich an, als könnte uns der Boden unter den Füßen jederzeit weggezogen werden,“ sagte er im Interview mit CNN.

Zimsen, der seit zehn Jahren in der Branche tätig ist und Mitglied der Green Workers Alliance ist, sieht eine gezielte Kampagne gegen Windenergie:

„Der Präsident hat eine persönliche Vendetta gegen Windkraft. Unsere Branche wird bewusst ins Visier genommen.“

Das Weiße Haus hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das Innenministerium, das Trumps Maßnahmen umsetzt, verteidigt die Entscheidung jedoch. Sprecherin J. Elizabeth Peace erklärte:

„Windenergie hat sich als Preistreiber erwiesen und stößt zunehmend auf Widerstand in landwirtschaftlichen und küstennahen Gemeinden.“

Energie-Minister Chris Wright fügte hinzu, dass Windkraft weniger als 2 % der globalen Energieversorgung ausmache und vor allem zu höheren Strompreisen führe.

Jobverluste und Projektstopp

Während sich andere Länder – insbesondere China und die EU – rasant im Bereich Offshore-Windenergie weiterentwickeln, sorgt die Unsicherheit in den USA für einen Rückgang der Investitionen.

  • In Massachusetts stoppte ein italienisches Unternehmen den Bau einer Fabrik für Unterseekabel, die ursprünglich 350 Arbeitsplätze schaffen sollte.
  • Vineyard Offshore, ein wichtiger Akteur im Offshore-Windmarkt, kündigte 50 Mitarbeiter wegen der Marktsituation.
  • Ein geplantes Windprojekt für Rhode Island und Massachusetts könnte sich nun um vier Jahre verzögern.

Laut Climate Power, einer Organisation zur Förderung erneuerbarer Energien, hat die Branche seit der Wahl bereits 300 Stellen verloren und weitere 10.000 geplante Jobs wurden auf Eis gelegt.

Für viele Arbeitnehmer bedeutet die unsichere Lage, dass sie über einen Berufswechsel nachdenken. Ein anonym gebliebener Mitarbeiter eines Windparkentwicklers sagte gegenüber CNN:

„Ich verstehe nicht, warum Windkraft ins Visier genommen wird. Wir brauchen doch mehr Energiequellen, nicht weniger.“

Ein anderer, der kleine Kinder hat, überlegt, ob er sich beruflich neu orientieren sollte:

„Die Zukunftsaussichten sehen düster aus. Man versucht, Hoffnung zu bewahren, aber sie schwindet immer mehr.“

Einbruch bei Offshore-Wind – Onshore bleibt stabiler

Besonders hart trifft Trumps Politik den Offshore-Windmarkt, weil dieser auf Bundesgenehmigungen angewiesen ist. Trumps Exekutivanordnung vom 20. Januar setzte:

  • Leasingverkäufe in Bundesgewässern aus,
  • Genehmigungen für neue Offshore-Windparks auf Eis,
  • Kredite für Windprojekte vorübergehend ausgesetzt.

Onshore-Windparks sind zwar weniger betroffen, weil sie meist auf Privatgrundstücken errichtet werden, doch auch hier gibt es Verzögerungen.

Laut Dave Belote, einem Berater für Windparkentwickler, hat sich auch die Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium und der Flugsicherung (FAA) spürbar verlangsamt. Ohne deren Genehmigungen erhalten Projekte keine Finanzierung oder Versicherung:

„Wir befinden uns in einer Art Schwebezustand. Ein ohnehin schon langsamer Prozess hat sich noch weiter verlangsamt.“

Steigende Unsicherheit durch Steuer- und Zollpolitik

Neben den direkten Maßnahmen gegen Windkraft sorgt Trumps unklare Steuer- und Zollpolitik für weitere Unsicherheit:

  • Mögliche Zölle auf Windkraft-Importe könnten die Kosten für Projekte massiv in die Höhe treiben.
  • Die Zukunft von Steuergutschriften für erneuerbare Energien, die im Inflation Reduction Act (IRA) beschlossen wurden, ist ungewiss.

Während Trump weiterhin die Fossilindustrie fördert und Umweltauflagen abbaut, warnen Experten vor den wirtschaftlichen Folgen für die USA.

Kritik: „Kurzsichtig und schlecht durchdacht“

Befürworter der Windkraft verweisen darauf, dass die Branche nicht nur eine nachhaltige Energiequelle ist, sondern auch erhebliche Steuereinnahmen und Arbeitsplätze in republikanisch geprägten Bundesstaaten wie Texas und Louisiana geschaffen hat.

Hillary Bright, Leiterin der Organisation Turn Forward, betont, dass die USA durch Offshore-Wind ihre Energieunabhängigkeit stärken könnten:

„Gerade in Zeiten wachsender Stromnachfrage durch KI und Digitalisierung brauchen wir mehr Energiequellen, nicht weniger. Trumps Politik steht im Widerspruch zu unserem Ziel der Energiesicherheit.“

Auch Dave Belote glaubt, dass sich der Widerstand gegen Trumps Windkraft-Politik noch verstärken wird:

„Irgendwann werden die Wähler in republikanischen Bundesstaaten Druck auf Washington ausüben. Diese Politik ist unglaublich kurzsichtig und irrational.“

Ob sich der politische Gegenwind für die Windenergie wieder legt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Doch eins ist sicher: Die USA könnten ihren Platz in der globalen Energiewende verspielen, während andere Länder unaufhaltsam in die Zukunft investieren.

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