Im Bundestag ging es mal wieder hoch her – Applaus, Empörung und ein bisschen Gewissenserforschung inklusive. Nach dem tödlichen Messerangriff in Aschaffenburg stellten CDU und CSU Anträge zur Verschärfung der Migrationspolitik. Einer davon bekam eine Mehrheit – mit Stimmen der AfD. Und plötzlich war Friedrich Merz, der noch vor ein paar Monaten groß verkündet hatte, „mit denen da“ keine Zufallsmehrheiten zu bilden, mitten in einer politischen Liebesaffäre, die er eigentlich nie haben wollte.
Während die AfD-Abgeordneten jubelten, saß die Union mit versteinerter Miene da. Ein bisschen so, als hätte man aus Versehen den falschen Dating-Button gedrückt und gemerkt, dass man jetzt offiziell mit jemandem „matched“, den man eigentlich blockieren wollte. Merz versuchte, das Ganze als moralische Notwendigkeit zu verkaufen – nach 18 Jahren Politik ohne Gewissensbekenntnisse war plötzlich alles anders. Olaf Scholz fand das „unverzeihlich“, Robert Habeck flehte Merz fast an, es nicht zu tun, und Alice Weidel amüsierte sich königlich über die „abgeschriebenen“ CDU-Forderungen.
Das Beste kam aber nach der Abstimmung: Während die Union betreten auf den Boden starrte, feierte AfD-Mann Bernd Baumann den „historischen Moment“. Trump, Meloni, Wilders – alle wurden herbeizitiert, als sei der Bundestag gerade zur Filiale der globalen Rechtsbewegung geworden. „Sie können folgen, Herr Merz, wenn Sie noch die Kraft dazu haben“, schob Baumann hinterher – eine Einladung, die Merz vermutlich so dringend wollte wie eine Steuererhöhung.
Am Ende wurde über die eigentlichen Opfer von Aschaffenburg kaum noch gesprochen. Aber eines ist sicher: Wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten. Und in diesem Fall saß das lauteste Grinsen auf den Bänken der AfD.
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