Nach fast zwei Jahren blutiger Auseinandersetzungen und mehreren gescheiterten Verhandlungen haben sich Israel und die radikalislamische Hamas nun auf die erste Phase eines von den USA vermittelten Waffenstillstands geeinigt. Das Abkommen sieht unter anderem die schnelle Freilassung aller in Gaza festgehaltenen Geiseln, einen teilweisen Rückzug israelischer Truppen sowie die Freilassung palästinensischer Gefangener vor.
US-Präsident Donald Trump, der sich als zentraler Architekt der Einigung präsentiert, verkündete am Mittwochabend: „Die Geiseln werden am Montag freikommen.“ Trotz vieler offener Fragen, etwa zur künftigen Kontrolle des Gazastreifens oder zur Entwaffnung der Hamas, wird das Abkommen international als erster großer Durchbruch im seit Oktober 2023 anhaltenden Krieg gefeiert.
Ein Abkommen mit historischen Ausmaßen
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu sprach in einer ersten Reaktion von einem „diplomatischen Erfolg“ und einem „moralischen und nationalen Sieg“. Auch die Hamas lobte den Deal und dankte insbesondere Trump sowie den Vermittlern aus Katar, Ägypten und der Türkei.
Die Vereinten Nationen kündigten an, das Abkommen vollumfänglich zu unterstützen. Generalsekretär António Guterres versprach eine Ausweitung der humanitären Hilfe sowie langfristige Wiederaufbauhilfe für Gaza.
Freude in Tel Aviv und Gaza – aber auch Vorsicht
In Tel Aviv versammelten sich hunderte Menschen auf dem „Hostage Square“, um das Abkommen zu feiern. Viele Familienangehörige und ehemalige Geiseln waren anwesend, Tränen der Freude wurden vergossen.
„Ich bin hier, um endlich die Familien der Geiseln lächeln zu sehen“, sagte Hillel Mayer aus Tel Aviv.
Auch in Gaza, insbesondere in Khan Younis, wurde gefeiert – Menschen tanzten und klatschten auf den Straßen. Doch viele Palästinenser in der Enklave sind wegen schlechter Internetverbindungen und anhaltender Luftangriffe bislang kaum über das Abkommen informiert.
Militär bleibt wachsam – IDF warnt Bevölkerung
Trotz der Einigung bleibt die Lage angespannt. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) forderten ihre Truppen auf, „für jedes Szenario bereit“ zu sein. Generalstabschef Eyal Zamir bekräftigte, dass die Armee weiterhin ihre Kriegsziele verfolge.
Gleichzeitig warnte der arabische IDF-Sprecher, Avichay Adrae, die palästinensische Bevölkerung davor, nach Gaza-Stadt zurückzukehren. Die Stadt sei nach wie vor stark vermint und gefährlich. Israel hält weiterhin militärische Positionen im Süden und Osten des Gazastreifens.
Trump feiert sich als Friedensstifter
US-Präsident Trump bezeichnete das Abkommen als „großen Tag für Israel – und für die Welt“. Auf dem Fernsehsender Fox News erklärte er:
„Die Zölle haben Frieden gebracht. Sie geben uns Verhandlungsmacht. Millionen Leben werden gerettet.“
Trump kündigte zudem an, in den nächsten Tagen nach Israel zu reisen, möglicherweise auch vor der Freilassung der Geiseln. Premierminister Netanjahu habe ihn eingeladen, eine Rede in der Knesset zu halten.
Trump sagte, auch andere Länder der Region wie Katar, Ägypten, Türkei und möglicherweise sogar Iran seien in den Friedensprozess eingebunden. Länder mit „enormen Reichtümern“ sollen den Wiederaufbau Gazas unterstützen. „Wir helfen ihnen, diesen Prozess friedlich und erfolgreich zu gestalten“, so Trump.
Details des Abkommens – was bisher bekannt ist
Laut Angaben von Hamas und israelischen Behörden beinhaltet die erste Phase des Friedensplans:
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Freilassung aller 48 noch in Gaza festgehaltenen Geiseln, darunter auch US-Staatsbürger
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Teilweiser israelischer Rückzug zu einer vereinbarten Linie innerhalb von 24 Stunden nach Zustimmung des Kabinetts
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Beginn eines 72-Stunden-Zeitfensters, in dem der Austausch von Geiseln und palästinensischen Gefangenen erfolgt
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Hamas hat bereits eine Liste palästinensischer Häftlinge übermittelt, deren Freilassung verhandelt wird
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Die Vereinigten Staaten planen die Einrichtung eines „Friedensrats“, der einen apolitischen Verwaltungsrat für Gaza koordinieren soll
Ob und wann eine vollständige Waffenruhe eintritt, bleibt unklar.
Emotionale Reaktionen und vorsichtiger Optimismus
Zahlreiche Familienangehörige äußerten sich erleichtert. Ruby Chen, Vater eines getöteten israelischen Soldaten, dessen Leiche in Gaza festgehalten wird, sagte:
„Wir hoffen, dass auch die sterblichen Überreste unserer Söhne zurückgebracht werden. Danke an Präsident Trump.“
Auch ehemalige Geiseln wie Ohad Ben Ami bedankten sich via Video bei Trump: „Ich kann es nicht glauben. Ich warte auf euch. Ich kann euch endlich wieder umarmen.“
Internationale Reaktionen und Ausblick
Politiker weltweit begrüßten das Abkommen:
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UN-Chef Guterres forderte eine dauerhafte Waffenruhe und vollen Zugang für humanitäre Hilfe
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US-Senatoren beider Parteien äußerten sich vorsichtig optimistisch. Senatorin Jeanne Shaheen sprach von „realem Fortschritt“
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Israels Präsident Isaac Herzog zitierte den Propheten Jeremia: „Sie werden zurückkehren aus dem Land des Feindes.“
Fazit: Hoffnung auf Frieden – aber ein langer Weg
Trotz aller Euphorie ist klar: Der Weg zum dauerhaften Frieden im Nahen Osten ist noch lang. CNN-Analyst Brett McGurk betont, dass die Region vor einem jahrzehntelangen Wiederaufbau steht. Die größte Herausforderung bleibt: Wer wird Gaza künftig regieren?
Doch für einen Moment scheint der Krieg zu pausieren – und die Menschlichkeit in den Vordergrund zu rücken.
Wie Premierminister Netanjahu es ausdrückte: „Mit Gottes Hilfe werden wir sie alle zurück nach Hause bringen.“
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