Drei Milliarden Menschen weltweit leiden laut einer neuen Studie unter einer Kopfschmerzerkrankung – eine Zahl, die sich über die vergangenen 30 Jahre hinweg kaum verändert hat. Die heute veröffentlichten Ergebnisse, erschienen in „The Lancet Neurology“, zeichnen ein deutliches Bild: Kopfschmerzen gehören nach wie vor zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen weltweit und verursachen enorme Einschränkungen im Alltag sowie hohe Kosten für Gesundheitssysteme und Wirtschaft.
Besonders bemerkenswert: Trotz der Vielzahl an Kopfschmerzformen – mehr als 200 sind wissenschaftlich bekannt – belasten vor allem Migräneattacken die Lebensqualität der Betroffenen.
Jeder dritte Mensch betroffen
Die Studie analysierte globale Daten aus dem Jahr 2023 und zeigt, dass weltweit fast jeder dritte Mensch an einer Kopfschmerzerkrankung leidet. Die Symptome können sehr unterschiedlich ausfallen: von dumpfen, ziehenden Schmerzen bis hin zu stechenden Attacken, die nur Teile des Kopfes oder den gesamten Kopf betreffen.
Lebensqualität massiv beeinträchtigt
Die Forschenden ermittelten auch den Umfang der gesundheitlichen Einschränkungen – gemessen in „years lived with disability“ (YLD), also Jahren, in denen Betroffene durch ihre Beschwerden im Alltag eingeschränkt sind.
Obwohl Spannungskopfschmerzen die weltweit häufigste Form darstellen, gehen rund 90 Prozent der gesamten Einschränkungsjahre auf das Konto der Migräne. Im Jahr 2023 entsprach das weltweit etwa 40,9 Millionen Jahren, in denen Menschen durch Migräne in ihrer Lebensführung beeinträchtigt waren.
Frauen sind laut Studie deutlich häufiger betroffen als Männer, zudem fallen ihre Einschränkungen im Durchschnitt stärker aus.
Hohe Belastung auch in Österreich
In Österreich ist die Situation vergleichbar. Laut Gregor Brössner, Neurologe und Leiter der Kopfschmerzambulanz der Medizinischen Universität Innsbruck, leiden rund eine Million Menschen im Land an Migräne – also etwa jeder achte Einwohner. Besonders hoch ist der Anteil bei Frauen:
„Um das 30. Lebensjahr herum leidet jede dritte Frau in Österreich an Migräne“, so Brössner. Gerade in Lebensphasen mit beruflicher Belastung und Familiengründung bedeutet das für viele Betroffene enorme Einschränkungen.
Zu den Symptomen zählen pulsierende Kopf- und Nackenschmerzen, starke Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit – Beschwerden, die häufig zu Krankenständen und erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen.
Medizinische Fortschritte: Hoffnung durch neue Migräne-Therapien
Trotz der unverändert hohen Betroffenenzahlen gibt es im Bereich der Migränebehandlung deutliche Fortschritte. Neue prophylaktische Therapien – insbesondere monoklonale Antikörper, die als regelmäßige Injektionen verabreicht werden – zeigen in der Praxis große Erfolge.
„Wir sind in Österreich in der glücklichen Lage, alle diese innovativen Therapien anbieten zu können. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen“, erklärt Brössner. Zudem sei es möglich, die Präparate zu wechseln, bis sich ein wirksames Mittel findet.
Bis zu 80 Prozent der Patientinnen und Patienten profitieren von dieser Therapieform: Häufigkeit und Intensität der Attacken gehen oft deutlich zurück, wie Daten aus dem österreichischen Migräneregister zeigen.
Voraussetzung ist jedoch, dass Betroffene mindestens vier Migräneattacken pro Monat haben – und dass sie die Prophylaxe tatsächlich verschrieben bekommen. Hier gebe es laut Brössner sowohl national als auch international noch erheblichen Aufholbedarf.
Warum die Fortschritte in der Studie noch nicht sichtbar sind
Die aktuellen globalen Zahlen erfassen noch nicht die positiven Auswirkungen der neuen Therapien. Das liegt einerseits daran, dass viele Betroffene die modernen Prophylaxen noch nicht erhalten, andererseits daran, dass die Umsetzung weltweit sehr unterschiedlich erfolgt.
Die Expertinnen und Experten sehen jedoch Potenzial: Mit einer breiteren Verfügbarkeit und Verschreibung könnten Migränefolgen langfristig deutlich reduziert werden.
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