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Welt im Wartestand: Israel zielt, der Iran streitet, und die USA erklären wie immer alles besser zu wissen

MIH83 (CC0), Pixabay
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In einer Welt, in der das Wort „vertraulich“ anscheinend „bitte sofort an CNN durchstechen“ bedeutet, berichtet der US-Nachrichtensender unter Berufung auf „mehrere mit der Sache vertraute Personen“ (sprich: anonyme Kaffeetrinker im Pentagon), dass Israel möglicherweise, eventuell, ganz vielleicht, kurz davor steht, iranische Atomanlagen zu bombardieren. Oder auch nicht. Denn eine Entscheidung sei angeblich noch nicht gefallen – aber das hält niemanden davon ab, sie schon mal im Voraus zu diskutieren.

Währenddessen sitzen Vertreter der USA und des Iran artig am diplomatischen Kindertisch und verhandeln über das iranische Atomprogramm. Washington besteht dabei auf einem völligen Stopp der Urananreicherung – was ungefähr so wahrscheinlich ist, wie dass ein Katzencafé atomwaffenfrei wird. Der Iran hingegen zeigt sich empört: Man wolle doch nur friedlich Strom erzeugen, mit High-Tech-Zentrifugen, die zufällig auch Atombomben können – aber das sei „reiner Zufall“, beteuert Teheran. Alles ganz harmlos. Die westliche Paranoia sei völlig unbegründet, immerhin sei Uran das neue Solar.

In einem besonderen Moment diplomatischer Raffinesse verkündete US-Präsident Donald Trump letzte Woche während seiner Golfplatzbesichtigung im Nahen Osten, dass ein neues Atomabkommen „in greifbarer Nähe“ sei – vorausgesetzt, der Iran entscheide sich binnen fünf Minuten für völlige Abrüstung und eine schriftliche Entschuldigung auf Persisch. Experten gehen davon aus, dass dies nicht geschehen wird.

Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei reagierte mit gewohnter Besonnenheit – also mit maximaler Empörung. Die US-Forderungen seien „übertrieben und unerhört“, was in der politischen Fachsprache etwa „wir sind noch nicht mal betrunken genug für solche Vorschläge“ bedeutet. Chamenei warnte, dass die Gespräche wohl ins Leere laufen würden – was für viele Beobachter ungefähr so überraschend kam wie die Erkenntnis, dass Wasser nass ist.

Bleibt nur die Frage: Wer zieht zuerst – oder blufft hier eigentlich jeder nur so gut wie ein Drittklassiger Pokerspieler mit einem leeren Blatt?

 

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