Seit 43 Tagen sitzt Mahendra Patel, ein 62-jähriger Mann aus Georgia, im Gefängnis – wegen eines Vorwurfs, der sich laut seiner Anwältin als gravierendes Missverständnis entpuppt. Ihm wird versuchte Kindesentführung vorgeworfen, nachdem er in einem Walmart um Hilfe bei der Suche nach Schmerzmitteln bat. Ein Video der Überwachungskamera soll nun belegen: Es war kein Verbrechen – sondern eine harmlose Geste.
Der Vorfall
Am 18. März 2025 betrat Patel den Walmart in Acworth, einem Vorort von Atlanta, um Tylenol zu kaufen. Dort begegnete er Caroline Miller, die auf einem motorisierten Einkaufswagen saß und zwei Kinder bei sich hatte. Was danach passierte, sorgte für großes Aufsehen:
Miller behauptet, Patel habe versucht, ihren zweijährigen Sohn aus ihrem Schoß zu reißen. Sie habe das Kind zurückgezogen – es sei zu einem „Ziehkampf“ gekommen. Die Polizei wurde gerufen, und Patel wurde später verhaftet. Drei Tage nach dem Vorfall wurde er offiziell wegen versuchter Entführung, einfacher Körperverletzung und einfacher Tätlichkeit angeklagt.
Die Verteidigung: Ein Missverständnis
Patels Anwältin Ashleigh Merchant widerspricht der Darstellung vehement. Laut ihrer Aussage zeigt das Überwachungsvideo deutlich, dass es nie zu einem Entführungsversuch gekommen sei. Stattdessen habe der Einkaufswagen Millers eine Warenauslage gestreift, und Patel habe lediglich instinktiv nach dem Kind gegriffen, um zu verhindern, dass es herunterfällt.
„Es gab keinen Kampf, kein Ziehen, keine Gewalt. Es war ein kurzer Moment – eine Reaktion aus Sorge“, so Merchant gegenüber CNN.
Das Video, das Merchant von Walmart angefordert und öffentlich gemacht hat, zeigt tatsächlich eine sehr kurze Interaktion. Es gibt keinen Ton, aber Patel scheint Miller anzusprechen, greift kurz in Richtung ihres Schoßes und geht dann weiter. Später bringt er ihr sogar das gesuchte Tylenol.
Reaktionen der Behörden und Zeugen
Trotz des Videos und fehlender konkreter Hinweise auf ein gewaltsames Vorgehen wurde Patel am 3. April von einer Grand Jury angeklagt. Die Staatsanwaltschaft in Cobb County verweigert bislang eine Stellungnahme und lehnt die Freilassung auf Kaution ab. Ein Kautionsanhörungstermin ist für den kommenden Dienstag angesetzt.
Ein Zeuge in der Nähe der Szene, der im Video zu sehen ist, reagierte nicht sichtbar beunruhigt – ein Detail, das die Verteidigung ebenfalls als entlastend wertet.
Auswirkungen auf Familie und Öffentlichkeit
Patel, der laut Unterstützern als „Pfeiler der indisch-amerikanischen Gemeinschaft“ gilt, sitzt seit über sechs Wochen ohne Kaution in Haft. Seine Familie – darunter zwei Töchter und seine pflegebedürftige Mutter – leidet stark unter der Situation. Auch das Familienunternehmen steht still.
Eine Petition auf Change.org fordert mittlerweile die sofortige Freilassung Patels. Innerhalb kurzer Zeit sammelte sie tausende Unterschriften.
Fazit
Der Fall zeigt, wie ein kurzer Moment der Verwirrung schwerwiegende rechtliche Konsequenzen haben kann. Während die Staatsanwaltschaft weiterhin an den Anklagepunkten festhält, könnte die kommende Anhörung ein entscheidender Wendepunkt für Mahendra Patel sein.
Ob aus einer vermeintlichen Hilfsbereitschaft ein Kapitalverbrechen wird, hängt nun maßgeblich von der Einschätzung des Gerichts und der Interpretation des Überwachungsvideos ab.
Kommentar hinterlassen