Startseite Allgemeines Warum wir an Silvester böllern – oder: Wie man mit Krach das Glück herbeischreit
Allgemeines

Warum wir an Silvester böllern – oder: Wie man mit Krach das Glück herbeischreit

Roy_Steinwandel (CC0), Pixabay
Teilen

Jedes Jahr dasselbe Schauspiel: Menschen stehen in Daunenjacken auf vereisten Gehwegen, zünden mit zitternden Fingern Knallkörper an, rennen schreiend davon und rufen sich dann zu: „Prosit Neujahr!“ – eine Tradition so seltsam, dass sie nur einen logischen Ursprung haben kann: Angst. Und ein bisschen Aberglaube. Und natürlich: Lärm.

Denn das mit dem Böllern hat einen erstaunlich alten (und lauten) Stammbaum. Schon die alten Chinesen haben vor über 2.000 Jahren an Silvester (bzw. ihrem Jahreswechsel) geknallt, was das Schwarzpulver hergab. Warum? Ganz einfach: Um böse Geister zu vertreiben. Offenbar sind die schwerhörig, denn man schoss mit Bambusrohren, in denen das Pulver explodierte. So entstand das erste „Knallbonbon“, das kein Geschenk enthielt – außer Hörschäden.

Diese Idee war so überzeugend, dass sie sich wie ein Feuerwerk weltweit verbreitete. Auch bei uns in Europa galt: Wer ins neue Jahr nicht mit einem ordentlichen Rumms startet, lädt Pech, Dämonen und Schwiegermütter ins Haus. Also wurde alles benutzt, was krachte: Töpfe, Pfannen, Blechdeckel – kurz: die Küchenabteilung als Geisterschreck.

Im Mittelalter ging man noch einen Schritt weiter: Man feuerte mit Musketen in die Luft. Nicht, weil das besonders effektiv war – sondern weil es laut war. Und gefährlich. Was passt besser zum Jahresstart als ein wenig Pulver und Verletzungsgefahr?

Der moderne Silvester-Böller ist also im Grunde ein geistig ferngesteuertes Ritual: Wir glauben zwar nicht mehr an Geister – aber sicher ist sicher. Und wenn dabei noch ein paar Drohnenvideos entstehen, die wie Kriegsschauplätze aussehen, umso besser. Instagram will ja auch unterhalten werden.

Also: Warum böllern wir? Weil unsere Vorfahren Angst vor Dämonen hatten. Weil wir hoffen, dass Lärm Glück bringt. Und weil Tradition bedeutet, Dinge zu tun, deren Ursprung niemand mehr so genau kennt – aber wehe, man lässt es bleiben.

In diesem Sinne: Lasst die bösen Geister wissen, dass sie 2026 bitte draußen bleiben sollen. Und wenn nicht? Dann eben 200 Millionen Euro Feuerwerk als letzte Warnung.

Frohes Neues! 🎆

 

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Wer den Kakao rührt, darf auch mittrinken – Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung der fairafric AG

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,sehr geehrte Stimmrechtsinhaberinnen, Bananenbesitzer und Anteilssammler, es ist...

Allgemeines

RIXX Invest AG Berlin Gesellschafts- bekanntmachungen Mitteilung nach § 246 Abs. 4 Satz 1 AktG

RIXX Invest AG Berlin Mitteilung nach § 246 Abs. 4 Satz 1...

Allgemeines

Bilanzanalyse Talkpool Deutschland AG 2023

1. Allgemeiner Eindruck & Wachstum Die Bilanzsumme ist im Vergleich zum Vorjahr...

Allgemeines

Wer lügt und wer sagt die Wahrheit?

Es ist ja mittlerweile ein Volkssport geworden: Aussagen vergleichen, Halbwahrheiten entlarven, Widersprüche...