Trotz der zunehmenden Spannungen zwischen Israel und Iran bleibt die Reaktion der Finanzmärkte bislang erstaunlich ruhig. Doch Experten warnen: Diese Ruhe könnte schnell kippen, sollte der Konflikt den Schiffsverkehr durch die Straße von Hormus beeinträchtigen – einen der weltweit wichtigsten Knotenpunkte für den Ölhandel.
Täglich passieren rund 20 Millionen Barrel Öl diese enge Wasserstraße zwischen dem Iran und Oman, was etwa einem Viertel des globalen Öltransports entspricht. Eine Blockade oder militärische Auseinandersetzungen in der Region könnten den Ölpreis auf über 100 US-Dollar pro Barrel treiben, so Rob Thummel von Tortoise Capital. Der freie Zugang zur Straße von Hormus sei für die Stabilität der Weltwirtschaft „absolut essenziell“.
Obwohl die aktuelle Marktlage keine unmittelbare Panik zeigt – der Ölpreis fiel zuletzt leicht – bleiben die Risiken hoch. Analysten erinnern daran, dass auch Angriffe auf Raffinerien oder Energieinfrastruktur, wie beim iranischen Angriff auf Aramcos Anlage 2019, ernste Folgen für den Weltenergiemarkt haben könnten.
Laut dem Joint Maritime Information Center hat sich die Zahl der Handelsschiffe durch die Straße von Hormus zwar leicht verringert, doch der Verkehrsfluss hält bislang an. Analysten von RBC Capital Markets sehen jedoch eine wachsende Gefahr: Die Eskalation könne bald auch Gaswerke, Öldepots und Raffinerien betreffen – mit möglicherweise gravierenden Folgen für die weltweite Energieversorgung.
Finanzprofessor Davide Accomazzo warnt, dass sich die Märkte zu sehr auf eine begrenzte Eskalation verlassen. Eine plötzliche Ausweitung des Konflikts – insbesondere auf US-Interessen oder wichtige Energieanlagen – könnte die Märkte über Nacht schockieren.
Fazit: Noch herrscht an der Wall Street Gelassenheit. Doch wenn sich der Konflikt zwischen Israel und Iran auf die Energieversorgung oder die Freiheit der Schifffahrt im Persischen Golf ausweitet, könnten sich die Marktreaktionen drastisch ändern.
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