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Walgreens unter Private-Equity-Kontrolle – Rettung oder Untergang?

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Die einst dominierende US-amerikanische Drogeriekette Walgreens Boots Alliance wird von der Private-Equity-Firma Sycamore Partners übernommen und damit nach über 100 Jahren als börsennotiertes Unternehmen von der Wall Street verschwinden. Laut Walgreens-CEO Tim Wentworth soll dieser Schritt den dringend benötigten Turnaround ermöglichen – doch die Vergangenheit zeigt, dass Private-Equity-Übernahmen für Einzelhändler oft das Gegenteil bedeuten: den langsamen Niedergang.

Private Equity – Ein Heilsversprechen mit Risiken

Sycamore Partners verspricht, Walgreens durch den Entzug vom öffentlichen Kapitalmarkt eine langfristigere Strategie zu ermöglichen. Doch Experten wie Mark Cohen, ehemaliger Direktor für Einzelhandelsstudien an der Columbia Business School, warnen: Die Geschichte ist voll von Einzelhändlern, die nach einer Private-Equity-Übernahme gescheitert sind.

Beispiele gibt es genug:

  • Toys R Us – einst der größte Spielwarenhändler der Welt, in die Insolvenz getrieben
  • RadioShack – von Private Equity übernommen, dann abgewickelt
  • Sports Authority – nach der Übernahme vollständig zerschlagen

Zwar gibt es Ausnahmen wie Staples, das unter Sycamore weiterhin existiert, doch die typischen Methoden von Private-Equity-Firmen lassen wenig Hoffnung für Walgreens.

Der klassische Private-Equity-Fahrplan – Mehr Last als Rettung?

Die Übernahme von Walgreens durch Sycamore wird laut Experten wie Cohen nach altbekanntem Muster ablaufen:

  1. Hohe Schuldenaufnahme – Sycamore wird Walgreens vermutlich mit massiven Krediten belasten, um die Übernahme zu finanzieren.
  2. Sonderdividenden für Sycamore – Statt in den Konzern zu investieren, werden diese Kredite oft genutzt, um an die Investoren von Sycamore üppige Dividenden auszuschütten.
  3. Erhöhte Managementgebühren – Sycamore wird hohe „Beratungsgebühren“ für sich selbst berechnen, die Walgreens zusätzlich belasten.
  4. Verkauf von Immobilien – Walgreens könnte gezwungen sein, eigene Filialen zu verkaufen und anschließend hohe Mieten an neue Eigentümer zu zahlen.

Ist Walgreens überhaupt noch zu retten?

Das Unternehmen hat bereits rund 2.000 Filialen geschlossen, weitere 1.200 sollen folgen. Hinzu kommt der harte Wettbewerb mit Amazon, CVS und Walmart, die in den Bereichen Online-Apotheken und Gesundheitsdienstleistungen stark expandieren. Amazon ersetzt Walgreens sogar im Dow Jones Industrial Average, ein Symbol für den schleichenden Niedergang der Kette.

Mark Cohen sieht keine nachhaltige Verbesserung durch den Deal:

  • Könnte Walgreens plötzlich besser gegen CVS oder Amazon bestehen? Nein.
  • Werden sich die Probleme mit Diebstahl und verschlossenen Waren in den Filialen verbessern? Nein.
  • Wird es nachhaltige Investitionen in den Einzelhandel geben? Wahrscheinlich nicht.

Sein Fazit: „Es ist, als würde man die Deckstühle auf der Titanic neu anordnen.“

Ausblick: Zerschlagung oder erneuter Börsengang?

Sycamore könnte Walgreens entweder in einzelne Teile zerschlagen und verkaufen oder – im Erfolgsfall – wieder an die Börse bringen, um einen maximalen Gewinn zu realisieren. Doch für Kunden, Mitarbeiter und Anleger dürfte der Ausblick düster bleiben. Walgreens befindet sich in einem Wettlauf gegen die Zeit – doch mit Private Equity im Nacken könnte die Rettung noch schwieriger werden.

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