Der nächste große Prozess im Zusammenhang mit dem VW-Dieselskandal hat kaum begonnen, da musste er schon wieder unterbrochen werden. Vor dem Landgericht Braunschweig sollte ein weiteres Verfahren gegen frühere Führungskräfte starten, denen Täuschung von Kunden und Behörden in Europa und den USA vorgeworfen wird. Doch zu einer regulären Eröffnung kam es nicht.
Angeklagter im Krankenhaus – Anklage kann nicht verlesen werden
Kurz nach Beginn teilte der Vorsitzende Richter mit, dass sich einer der fünf Angeklagten im Krankenhaus befinde. Der Zustand sei zwar „nichts Dramatisches“, so der Richter – dennoch sei unklar, ob der Angeklagte im Laufe des Tages noch erscheinen könne.
Da ohne alle Angeklagten die Anklageschrift nicht verlesen werden darf, musste die Verhandlung unterbrochen werden. Für einen Prozess dieser Größenordnung ist bereits jetzt absehbar, dass jede Verzögerung den straffen Zeitplan weiter erschwert.
Über 100 Verhandlungstage bis Ende 2026 geplant
Im Mittelpunkt des neuen Verfahrens stehen vier Männer und eine Frau, teilweise ehemalige VW-Führungskräfte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem Betrug, Steuerhinterziehung sowie strafbare Werbung vor.
Sie sollen maßgeblich daran beteiligt gewesen sein, dass Abgaswerte von Dieselfahrzeugen über Jahre hinweg manipuliert und so deutlich sauberer dargestellt wurden, als sie tatsächlich waren.
Für das umfangreiche Verfahren sind mehr als 100 Verhandlungstage angesetzt – der Prozess wird voraussichtlich bis Ende 2026 dauern.
Rückblick: Der Skandal, der die Autoindustrie erschütterte
Der Dieselskandal war im September 2015 aufgeflogen, als bekannt wurde, dass Volkswagen Abgastests durch versteckte Software-Codes manipuliert hatte. Die Software erkannte Testsituationen und reduzierte nur dann die Emissionen – auf der Straße stießen die Fahrzeuge deutlich mehr Schadstoffe aus.
Die Enthüllung löste weltweit Erschütterungen aus:
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VW-Chef Martin Winterkorn trat kurz nach Bekanntwerden zurück.
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Das Verfahren gegen Winterkorn wurde im Juli dieses Jahres wegen seines Gesundheitszustands vorläufig eingestellt.
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In den USA wie auch in Deutschland kam es bereits zu mehreren Urteilen – darunter auch Haftstrafen.
Ein langer Weg zur Aufarbeitung
Der neue Prozess zeigt, dass die juristische Aufarbeitung des Abgasskandals noch lange nicht abgeschlossen ist. Für Autobranche, Gerichte und Betroffene bleibt der Skandal ein historischer Wendepunkt – und ein Mahnmal dafür, welche Folgen systematische Täuschung haben kann.
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