Giuffre behauptet, Maxwell habe ihr gesagt, sie solle „für ihn tun, was du für Jeffrey tust“. Andrew habe sich so verhalten, „als stünde ihm Sex mit mir zu – als wäre das sein Geburtsrecht“.
Sie beschreibt den Vorfall in einem Badezimmer, in dem es zunächst zu einem gemeinsamen Bad, anschließend zum Geschlechtsverkehr gekommen sei. Das Ganze habe weniger als eine halbe Stunde gedauert, schreibt sie, und fügt hinzu, der Prinz sei „besonders aufmerksam mit meinen Füßen“ gewesen.
Nach dem Vorfall habe Epstein ihr 15.000 US-Dollar gezahlt. Giuffre betont, sie habe den Sex nicht gewollt, sich aber gezwungen gefühlt, da sie völlig von Epstein und Maxwell abhängig gewesen sei.
Weitere angebliche Übergriffe und Symbolik der Kontrolle
Giuffre beschreibt einen weiteren Vorfall im Jahr 2001 in Epsteins Haus. Maxwell habe damals eine Puppe gekauft, die Prinz Andrew ähnelte, und diese während des Besuchs des Prinzen „scherzhaft“ auf Giuffres Schoß gesetzt – die Hand der Puppe habe sie dabei an der Brust berührt.
„Die Symbolik war unübersehbar“, schreibt Giuffre. „Wir waren ihre Puppen, und sie zogen die Fäden.“
Sie schildert auch eine dritte Begegnung auf Epsteins Privatinsel „Little Saint Jeff’s“, bei der es zu einem Gruppen-Sexakt gekommen sei. Laut ihrer Aussage hätten neben Epstein und Andrew etwa acht weitere junge Frauen teilgenommen, viele davon unter 18 Jahren und ohne Englischkenntnisse. Epstein habe über deren Sprachbarrieren gelacht und gesagt, „mit denen kommt man am einfachsten aus“.
Das berühmte Foto und der Kampf um Aufklärung
Giuffre beschreibt, wie sie 2011 das bekannte Foto, das sie zusammen mit Epstein und Andrew zeigt, an eine britische Journalistin weitergab. Damals habe sie erstmals öffentlich über ihre Erfahrungen gesprochen.
Sie schreibt, sie sei schockiert gewesen, als Jahre später neue Aufnahmen von Prinz Andrew an Epsteins Seite auftauchten – obwohl Epstein zu diesem Zeitpunkt bereits als verurteilter Sexualstraftäter galt.
„Das machte ihn für mich nur noch arroganter“, schreibt Giuffre.
Juristische Auseinandersetzungen und Einschüchterungen
Giuffre berichtet, Andrew habe sich 2020 zunächst vor der Zustellung ihrer Klageschrift versteckt – unter anderem in Balmoral Castle in Schottland. Ein US-Richter habe daraufhin seine Anwälte gerügt, sie würden ein „Versteckspiel hinter Palastmauern“ betreiben.
Sie wirft Andrews Team zudem vor, gezielt negative Artikel über sie in britischen Medien platziert und Online-Trolle beauftragt zu haben, sie zu diskreditieren und zu belästigen.
Ein Buch als Vermächtnis
Virginia Giuffre starb Anfang des Jahres durch Suizid in der Nähe ihres Hauses in Australien. Ihr Buch „Nobody’s Girl: A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice“ erscheint posthum am 21. Oktober.
Darin schildert sie nicht nur ihre Begegnungen mit mächtigen Männern, sondern auch ihren jahrelangen Kampf, als Opfer von Menschenhandel und Missbrauch Gehör zu finden – gegen ein System, das sie lange ignorierte.
Kommentar hinterlassen