Das Privatplatzierungsprospekt der MABEWO Holding SE wirft einige kritische Fragen aus Sicht potenzieller Anleger auf:
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Unternehmensstruktur und Transparenz
- Die MABEWO Holding SE ist eine junge Gesellschaft, erst 2023 gegründet, mit Sitz in Luxemburg.
- Die Gesellschaft besteht aus mehreren Tochtergesellschaften, doch es fehlen detaillierte Angaben zu deren wirtschaftlicher Lage und bisherigen Geschäftserfolgen.
- Keine Informationen zu bisherigen Umsätzen oder Gewinnen der Holding, lediglich ein vager Ausblick auf zukünftige Geschäftsentwicklung.
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Kapitalerhöhung und Finanzierung
- Es sollen 1.000.000 neue Stammaktien zu je 2 Euro ausgegeben werden, also eine Kapitalerhöhung von 2 Mio. Euro.
- Die Mindestzeichnungssumme beträgt 100.000 Euro, was kleinere Anleger ausschließt.
- Die Gesellschaft betont, dass sie keine Dividendenhistorie hat – eine Ausschüttung sei erst geplant, wenn nachhaltige Gewinne erzielt werden.
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Risiken für Anleger
- Hohe Marktrisiken, insbesondere durch politische und wirtschaftliche Unsicherheiten im Bereich erneuerbare Energien und Indoor-Farming.
- Finanzierungsrisiken: Die MABEWO Holding ist auf ständige Kapitalzufuhr angewiesen, da bisher keine nachhaltigen Umsätze bestehen.
- Handelsrisiko: Die Aktien sind an der Börse Düsseldorf gelistet, aber aktuell vom Handel ausgesetzt – eine Wiederaufnahme ist ungewiss.
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Fragliche Kapitalverwendung
- Die Gesellschaft plant, das Geld für die Vorfinanzierung von Aufträgen und Projekten zu nutzen, gibt aber keine konkreten Projekte oder Verträge an.
- Keine genaue Aufschlüsselung, wie viel Kapital für welche Projekte benötigt wird.
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Rechtlicher Rahmen
- Der Gerichtsstand ist in Luxemburg, was bei möglichen Rechtsstreitigkeiten für deutsche Anleger ein Problem darstellen könnte.
- Die Unternehmensstruktur wirkt komplex und wenig transparent.
Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime zur MABEWO Privatplatzierung
Frage: Herr Reime, wie bewerten Sie das vorliegende Privatplatzierungsprospekt der MABEWO Holding SE aus Anlegersicht?
Jens Reime: Der freiwillige Prospekt enthält zwar viele technische Informationen zur Geschäftstätigkeit der MABEWO Holding, aber aus Anlegersicht gibt es erhebliche Risiken und Unsicherheiten. Die Gesellschaft hat keine nachgewiesene Erfolgsgeschichte, ist auf ständige Kapitalzufuhr angewiesen und gibt keine klaren Finanzdaten zu bestehenden Projekten an.
Frage: Was fehlt besonders?
Jens Reime: Besonders fehlen belastbare Angaben zur Ertragslage des kapitalsuchenden Unternehmens und der Gesellschaften der Gruppe. Die Daten müssten ja schon seit ein paar Jahren vorliegen. In jedem förmlichen Prospekt wäre das darzustellen.
Frage: Ist die Kapitalerhöhung für Anleger riskant?
Jens Reime: Ja, auf jeden Fall. Die Aktien sind derzeit nicht handelbar, und es gibt keine Garantie, dass sie jemals aktiv an der Börse gehandelt werden können. Zudem basiert das Geschäftsmodell auf zukünftigen Einnahmen, die erst noch erzielt werden müssen. Anleger tragen also ein erhebliches Risiko, ihr investiertes Kapital teilweise oder sogar vollständig zu verlieren.
Frage: Gibt es rechtliche Risiken, die Anleger beachten sollten?
Jens Reime: Ja. Erstens ist der Gerichtsstand Luxemburg, was im Falle von Streitigkeiten für deutsche Anleger problematisch sein könnte. Zweitens ist es wichtig zu prüfen, ob die Prospektangaben vollständig und wahrheitsgemäß sind. Falls sich später herausstellt, dass wesentliche Risiken nicht oder nicht ausreichend dargestellt wurden, könnte das rechtliche Konsequenzen haben.
Frage: Gibt es denn auch die klassischen Maximalrisiken?
Jens Reime: Natürlich. Hier aber mit der Besonderheit, dass der Interessent ohne Angaben zur Ertragslage das Insolvenzrisiko nicht einschätzen kann, dementsprechend auch nicht das Totalverlustrisiko.
Frage: Welche Empfehlungen geben Sie Anlegern, die in MABEWO investieren möchten?
Jens Reime:
- Nur Kapital investieren, dessen Verlust man sich leisten kann. Die Risiken sind hoch.
- Das Geschäftsmodell genau hinterfragen: Gibt es verlässliche Verträge? Wie sicher sind die geplanten Umsätze?
- Rechtliche Beratung einholen: Gerade wegen des Gerichtsstands in Luxemburg sollten sich Anleger genau überlegen, ob sie bereit sind, dieses Risiko einzugehen.
- Die Marktentwicklung beobachten: Die Branche ist volatil. Ob sich MABEWO am Markt behaupten kann, bleibt ungewiss.
Frage: Ist das Angebot aus Ihrer Sicht seriös?
Jens Reime: Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Es gibt keine Anzeichen für einen Betrug, aber die wirtschaftlichen und finanziellen Unsicherheiten sind erheblich. Anleger sollten genau abwägen, ob sie bereit sind, diese Risiken einzugehen.
Frage: Wie bewerten Sie das hohe Risiko, dass Anleger ihr Geld verlieren könnten?
Jens Reime: Aufgrund der fehlenden Geschäftshistorie, der unklaren Finanzierungsstruktur und der bestehenden Risiken halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass ein erheblicher Teil der Investoren mit Verlusten rechnen muss.
Frage: Ist das alles nicht auch bedeutsam für den Vertrieb?
Jens Reime: Das hängt von der Vertriebsorganisation ab. Handelt es sich um echte Tippgeber, dann sie diese fein raus. Echte Tippgeber sind aber selten. Handelt es sich hingegen um Vermittler oder Berater, müssen diese eine korrekte Risikoaufklärung gewährleisten. Dazu gehört es auch, sich über die Bonität des kapitalsuchenden zu informieren.
Fazit:
- Sehr hohes Anlegerrisiko, da bisher keine nachhaltigen Umsätze oder Gewinne nachgewiesen sind.
- Mögliche rechtliche Probleme wegen des Gerichtsstands in Luxemburg.
- Eingeschränkte Handelbarkeit der Aktien, ungewisse Marktentwicklung.
- Empfehlung: Anleger sollten sehr genau prüfen, ob sie sich dieses Risiko leisten können und im Zweifel unabhängige rechtliche Beratung einholen.
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