Roya Karimi, einst Kindbraut in Afghanistan, ist heute eine der erfolgreichsten Bodybuilderinnen Europas. Die 30-Jährige wird diese Woche bei den Weltmeisterschaften im Bodybuilding in Barcelona antreten – ein Meilenstein, den sie sich in nur weniger als zwei Jahren Profisport erarbeitet hat.
Ein Leben voller Brüche – und Neuanfänge
Mit Anfang 20 floh Roya 2011 mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Mutter aus Afghanistan nach Norwegen, um einem restriktiven Leben als junge Mutter und Ehefrau zu entkommen. Über ihre Flucht spricht sie nur ungern – zu traumatisch waren die Erfahrungen.
In Norwegen baute sie sich ein neues Leben auf: Sie lernte die Sprache, machte eine Ausbildung zur Krankenschwester und heiratete ihren heutigen Ehemann, Kamal Jalaluddin, ebenfalls ein Bodybuilder. Er wurde zu einem ihrer größten Unterstützer – auch, als sie sich entschloss, den Pflegeberuf aufzugeben und professionelle Bodybuilderin zu werden.
„Wenn ein Mann eine Frau wirklich unterstützt, kann Großes entstehen“, sagt Roya über Kamals Einfluss.
Bodybuilding als Befreiung
Für Roya ist der Sport mehr als nur Training – er war der Schlüssel zur Selbstermächtigung und zur Heilung ihrer Identität nach Jahren der Unterdrückung.
„Früher durfte ich in Afghanistan nicht einmal frei Sport treiben. Heute bin ich Europameisterin“, sagt sie stolz.
Sie gewann Gold bei der Stoperiet Open und der Norway Classic 2025 – jeweils in der Kategorie „Wellness“, die auf natürliche Fitness und gesunde Ausstrahlung setzt. Damit qualifizierte sie sich für die Weltmeisterschaft.
Kritik und Bedrohungen – und ein klares Ziel
Ihr Erfolg bleibt nicht ohne Gegenwind. Auf Social Media erhält sie Hassnachrichten und sogar Morddrohungen – oft wegen ihrer Bühnenauftritte in Bikini und Make-up, was in ihrer Heimat tabu ist. Doch Roya lässt sich nicht beirren:
„Hinter dieser Erscheinung steckt jahrelanges Leid, Disziplin und Kampfgeist. Diese Siege sind nicht leicht erkämpft.“
Gleichzeitig nutzt sie Plattformen wie Instagram, um Frauen in Afghanistan zu motivieren, an sich zu glauben und sich für ihre Rechte stark zu machen.
Ein Auftritt für alle afghanischen Frauen
Mit Blick auf ihren großen Auftritt bei der IFBB-Weltmeisterschaft in Barcelona sagt sie:
„Ich bin bereit, alles zu geben – nicht nur für mich, sondern um im Namen aller afghanischen Mädchen und Frauen Geschichte zu schreiben.“
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