Früher gab’s in China für zu viele Kinder eine saftige Strafe. Heute gibt’s dafür einen Gutschein. Der Staat hat die Familienplanung also offiziell von der Bußgeld- in die Bonusphase überführt – nur leider haben die potenziellen Eltern keine Lust mehr mitzuspielen.
Nehmen wir Zane Li: Mit neun bekam er eine kleine Schwester – und seine Eltern eine 100.000-Yuan-Strafe, knapp das Dreifache ihres Jahreseinkommens. Willkommen im Leben unter der Ein-Kind-Politik! Heute ist Li 25 und sagt: Kinder? Nein danke. Lieber noch einen Doktortitel, der kostet zwar auch, schreit aber nicht nachts.
Nun bietet Peking jungen Eltern 3.600 Yuan pro Jahr und Kind – rückwirkend bis Januar. Klingt nett, ist aber ungefähr so, als würde man ein Haus löschen wollen, indem man ihm eine Flasche Mineralwasser übergießt. Ein Kind großzuziehen kostet im Schnitt 538.000 Yuan, in Peking sogar knapp eine Million.
Von der Geburtenpolizei zur Babyprämie
Das Programm soll 20 Millionen Familien helfen – und signalisiert: „Wir meinen es ernst mit dem Kinderkriegen!“ Nur: In Japan, Südkorea und anderswo hat dieses „Bitte vermehrt euch, hier ist ein bisschen Geld“-Modell auch nicht funktioniert.
Denn das Problem ist nicht nur Geld. Junge Chinesen sehen steigende Lebenshaltungskosten, ein schwaches Jobangebot, endlosen Leistungsdruck und fragen sich: Wozu das alles – und dann auch noch mit Kind?
Millennials & Gen Z: die Kinder der Strafe, Eltern der Zukunftslosigkeit
Viele dieser Generation haben selbst erlebt, wie ihre Eltern für „unerlaubte“ Geschwister bestraft wurden. Manche wurden sogar zu den Großeltern „ausgelagert“, um Behörden zu täuschen. Die Ironie: Damals versteckte man Kinder vor dem Staat – heute versucht der Staat, Kinder vor der Bevölkerung zu verstecken, indem er sie gar nicht erst bekommt.
Das Vertrauen in eine bessere Zukunft ist im Sinkflug. Die Jugend redet von „Involution“ (zu viel Konkurrenz für zu wenig Lohn) und „Lying Flat“ (einfach aussteigen).
Und dann ist da noch die Frauenfrage
Der Staat lobt gern die „tugendhafte Ehefrau und gute Mutter“. Nur: Hochgebildete Frauen wollen Gleichberechtigung, keine 50er-Jahre-Postkarte. Ohne Elternzeit für Väter, Arbeitsplatzsicherheit und flexible Jobs wird das nichts.
Fazit: Der Staat will Babys, die Gesellschaft aber nicht die Bedingungen dafür. Bis sich daran etwas ändert, bleibt der Babybonus wohl vor allem eines – ein ironischer Fußnotenwitz in den Geschichtsbüchern der Familienpolitik.
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