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Vom Drogenimperium zum Ort der Hoffnung – Kolumbien übergibt Escobars Land an Kriegsopfer

UlisesCasarez (CC0), Pixabay
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In einem symbolträchtigen Schritt der Wiedergutmachung hat Kolumbiens Regierung beschlossen, einen Teil des ehemaligen Anwesens des berüchtigten Drogenbosses Pablo Escobar an Frauen, die Opfer des jahrzehntelangen Bürgerkriegs geworden sind, zu vergeben.

Wie Präsident Gustavo Petro mitteilte, sollen die Frauen künftig auf der legendären „Hacienda Napoles“ Agrarprojekte entwickeln und dort neuen Wohnraum schaffen. Das Gelände war einst ein Symbol für Macht, Reichtum und Gesetzlosigkeit – nun soll es ein Ort der Gerechtigkeit und Erneuerung werden.

„Dieses Land muss zurückgegeben werden – nicht an die, die Gewalt säten, sondern an diejenigen, die darunter litten“, sagte Petro bei der Bekanntgabe.

120 Hektar für soziale und wirtschaftliche Projekte

Nach Angaben des Leiters der nationalen Landbehörde (ANT), Felipe Harman, erhält eine Frauenorganisation den Zuschlag, 120 Hektar der insgesamt rund 3.000 Hektar großen Hacienda zu bewirtschaften.

Die Gruppe plant, dort landwirtschaftliche Nutzflächen anzulegen und Wohnhäuser zu errichten. Damit sollen Frauen, die durch Vertreibung, Gewalt oder den Verlust von Angehörigen besonders schwer getroffen wurden, die Möglichkeit bekommen, wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen.

„Diese Übergabe steht für eine neue Etappe der kolumbianischen Landpolitik – eine, die soziale Gerechtigkeit und Wiedergutmachung miteinander verbindet“, so Harman.

Vom Symbol des Drogenhandels zur Hoffnung auf Gerechtigkeit

Die Hacienda Napoles, gelegen rund 180 Kilometer östlich von Medellín, war in den 1980er Jahren das prunkvolle Zentrum von Escobars Drogenimperium. Auf dem Gelände hielt der Kartellboss exotische Tiere wie Nilpferde, Elefanten und Giraffen, baute Luxusvillen und eine private Flugpiste.

Nach seinem Tod im Jahr 1993 wurde das Anwesen vom Staat beschlagnahmt. Teile davon dienen heute als Vergnügungspark und Museum, das an die Zeit des Drogenkriegs erinnert. Die dort lebenden Nilpferde, Nachfahren von Escobars privaten Zootieren, haben sich zu einem ökologischen Problem entwickelt – und zugleich zu einem Kuriosum der kolumbianischen Geschichte.

Die Vergabe eines Teils des Landes an Bürgerkriegsopfer ist daher nicht nur praktisch, sondern auch symbolisch bedeutsam: Ein Ort der Gewalt soll nun zum Schauplatz von Frieden und Entwicklung werden.

Petros Landreform als Schlüsselprojekt

Die Maßnahme ist Teil der umfassenden Landreform, die Präsident Petro seit seinem Amtsantritt 2022 vorantreibt. Ziel ist es, Millionen Hektar Land an Landarbeiter, indigene Gemeinden und Opfer des Konflikts zu verteilen. Jahrzehntelang waren riesige Flächen in den Händen weniger Großgrundbesitzer oder krimineller Organisationen – ein zentraler Faktor sozialer Ungleichheit in Kolumbien.

Mit Projekten wie diesem will Petro zeigen, dass der Staat in der Lage ist, Ungerechtigkeit durch konkrete Maßnahmen zu korrigieren. Besonders Frauen, die in ländlichen Regionen oft doppelt benachteiligt sind, sollen durch Zugang zu Land und Ressourcen gestärkt werden.

Ein Neubeginn auf historischer Erde

Die Frauen, die künftig auf der Hacienda Napoles leben und arbeiten werden, sollen laut Regierungsangaben auch psychologische und wirtschaftliche Unterstützung erhalten. Neben der Landwirtschaft sind Ausbildungsprogramme und Kooperativen geplant, die langfristig Einkommen sichern sollen.

„Dass gerade hier, auf diesem Boden, ein neues Kapitel beginnt, hat eine tiefgreifende Bedeutung“, kommentierte eine Vertreterin der ANT. „Es zeigt, dass selbst aus den dunkelsten Orten der Vergangenheit Hoffnung erwachsen kann.“

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