Die Vogelgrippe trifft die deutsche Geflügelwirtschaft erneut mit voller Wucht. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) mussten bislang rund 400.000 Tiere getötet werden. Mehr als 30 kommerzielle Betriebe in mehreren Bundesländern sind betroffen. Besonders schwer hat es die Geflügelhalter in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg getroffen, wo allein rund 150.000 beziehungsweise 130.000 Tiere gekeult werden mussten.
Das FLI, Deutschlands zentrales Institut für Tiergesundheit mit Sitz in Greifswald, spricht von einer alarmierenden Entwicklung. Der aktuelle Ausbruch sei der schwerste seit Jahren, und die Gefahr einer großflächigen Ausbreitung sei noch nicht gebannt. Die Verluste für die betroffenen Betriebe gehen in die Millionen.
Als Hauptüberträger gelten infizierte Wildvögel, die auf ihrem Zug in die südlichen Winterquartiere in Deutschland Rast machen. Mit dem beginnenden Herbst und dem Höhepunkt des Vogelzugs steigt das Risiko weiterer Infektionen deutlich an. „Die Zahl der Fälle nimmt von Woche zu Woche zu“, heißt es aus Kreisen des Instituts. Besonders problematisch ist, dass das Virus in der Umwelt und in wildlebenden Vogelpopulationen sehr beständig ist.
Um die Seuche einzudämmen, ordneten die Behörden in den betroffenen Regionen großflächige Schutz- und Überwachungszonen an. Geflügelhalter müssen ihre Tiere in Stallpflicht halten, Kontakt zu Wildvögeln ist strikt zu vermeiden. Außerdem werden Hygienemaßnahmen und regelmäßige Gesundheitskontrollen verschärft.
Die Erinnerungen an den Winter 2020/21 sind noch frisch: Damals breitete sich die Geflügelpest in Deutschland so stark aus, dass bundesweit über zwei Millionen Tiere getötet werden mussten. Experten befürchten nun eine ähnlich dramatische Entwicklung, sollte das Virus in den kommenden Wochen weiter zirkulieren.
Für die Landwirte bedeutet die aktuelle Lage enorme wirtschaftliche Verluste und psychische Belastung. Viele von ihnen stehen zum wiederholten Mal vor der Vernichtung ganzer Bestände – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen. Das FLI appelliert daher an die Halter, höchste Wachsamkeit zu wahren und verdächtige Krankheitsfälle umgehend zu melden.
Noch ist unklar, ob das Virus auch auf neue Regionen übergreift. Sicher ist jedoch: Die Vogelgrippe bleibt eine der größten Herausforderungen für die Nutztierhaltung in Deutschland – und ein mahnendes Beispiel dafür, wie eng Tiergesundheit, Landwirtschaft und Umwelt miteinander verflochten sind.
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