Die Zahl neu eingeschriebener internationaler Studierender an US-amerikanischen Hochschulen ist im Herbst um 17 % gegenüber den Vorjahren zurückgegangen. Das geht aus einer neuen Erhebung des Institute of International Education (IIE) hervor, die am Montag veröffentlicht wurde.
Als Hauptursachen nennen Universitäten Visa-Probleme, darunter längere Wartezeiten, Antragsverzögerungen und eine gestiegene Zahl von Ablehnungen. Auch das politische Klima wird als möglicher Abschreckungsfaktor genannt.
Mehr Bürokratie, weniger Offenheit?
Der Rückgang fällt in eine Zeit, in der die Trump-Regierung die Visa-Vergabe für ausländische Studierende verschärft hat. So wurden zeitweise keine neuen Termine zur Visabeantragung vergeben. Seit Juni werden Visa-Anträge strenger geprüft – inklusive einer verpflichtenden Offenlegung der Social-Media-Konten.
Diese Maßnahmen erfolgten im Kontext wachsender innenpolitischer Spannungen, insbesondere nach pro-palästinensischen Protesten an vielen Universitäten.
Zudem wurden über 6.000 bestehende Visa widerrufen, etwa wegen Gesetzesverstößen oder dem Vorwurf der „Unterstützung von Terrorismus“.
Internationale Studierende als Wirtschaftsfaktor
Trotzdem betonte Präsident Donald Trump zuletzt die wirtschaftliche Bedeutung internationaler Studierender. Diese machen etwa 6 % aller Studierenden in den USA aus und trugen laut dem Handelsministerium 2024 rund 55 Milliarden US-Dollar zur Wirtschaft bei.
In einem Interview kündigte Trump an, bis zu 600.000 Visa für chinesische Studierende ausstellen zu wollen – etwa doppelt so viele wie derzeit. Auf Kritik seiner Anhänger entgegnete er:
„Ich sehe das als Geschäftsmodell. Die zahlen das Doppelte.“
Zunehmende Zurückhaltung bei Erstbewerbungen
Die Umfrage des IIE erfasste Daten von 828 Hochschulen. Während die Gesamtzahl internationaler Studierender in den USA nur leicht (um 1 %) zurückging, war der Einbruch bei Erstsemester-Studierenden deutlich.
Auch laut dem internationalen Bildungsnetzwerk NAFSA hatte sich der Trend bereits angedeutet – man hatte zeitweise sogar einen Rückgang von bis zu 40 % erwartet.
Universitäten reagieren mit mehr Flexibilität
84 % der befragten US-Hochschulen gaben an, internationale Rekrutierung weiterhin als strategische Priorität zu betrachten. Viele boten Betroffenen flexible Lösungen wie Studienbeginn im Folgejahr oder Online-Angebote. Die Zahl der aufgeschobenen Studienbeginne (Deferrals) stieg laut Umfrage um 39 % im Vergleich zum Vorjahr.
Neben Visa-Hürden und Reiserestriktionen gaben die Hochschulen an, dass auch das subjektive Unsicherheitsgefühl unter internationalen Studierenden zur sinkenden Nachfrage beitrage.
Ausblick: Sorge um langfristige Folgen
Clay Harmon, Geschäftsführer des Verbands für internationales Hochschulmanagement AIRC, äußerte gegenüber der Nachrichtenagentur AP Besorgnis:
„Das sind Warnzeichen für die kommenden Jahre. Ich mache mir ernsthafte Sorgen darüber, was uns im Herbst 2026 und 2027 bevorsteht.“
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