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USA entdecken „Unterdrückung“ in Europa – Diagnose aus dem Glashaus

EME (CC0), Pixabay
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Endlich ist sie da: Die neue nationale Sicherheitsstrategie der USA – ein 33-seitiges Dokument, das klingt, als hätte es ein schlecht gelaunter Twitter-Account mit Weltrettungsfantasie und chronischem Selbstüberschätzungssyndrom verfasst.
Verfasser: Donald J. Trump, Hobbypolitiker, Ex-Präsident und frischgebackener Weltretter in spe.

Und was steht drin? Kurz gesagt: Europa ist kaputt, demokratiefeindlich, migrationsverseucht – und schuld an allem, was im Weltgefüge so wackelt. Russland? China? Ach was, das sind doch strategische Freunde mit Charakter. Die wirkliche Gefahr geht natürlich von Brüssel aus – laut Trump ein Hort der Unterdrückung, der Meinungsdiktatur und des Verfalls abendländischer Tugenden wie Golfspielen, Waffenkaufen und Reality-TV.

„Demokratiedefizite“ made in EU – sagt Washington

In feinster Orwell-Sprache klagt das US-Papier über „Unterdrückung der politischen Opposition“ und „Einschränkungen der Meinungsfreiheit“ in Europa. Vielleicht hat man da ein paar Debatten im EU-Parlament mit dem Superbowl verwechselt. Oder mit Fox News.

Besonders pikant: Während Europa angeblich auf dem Weg zur zivilisatorischen Auslöschung taumelt (O-Ton!), äußert die Trump-Regierung kein einziges kritisches Wort über Russland. Klar – wer Kriege führt, ist in Washington offenbar weniger verdächtig als jemand, der in Brüssel gendergerechte Sprache benutzt.

„America First“, der zweite Teil – jetzt auch als Sicherheitsstrategie

Laut Trump war die bisherige US-Politik zu altruistisch. Man habe „die ganze Weltordnung gestützt“ – vermutlich auf einer wackeligen Rhetorik-Leiter. Doch damit ist Schluss. Ab sofort heißt es: „America First, Europe maybe later.“

Wer dabei besonders auf die Finger bekommt? Natürlich Deutschland. Chemiekonzerne, die wegen hoher Energiepreise nach China gehen? Selbst schuld! Russische Energieimporte? Teufelswerk! Friedensgespräche mit Moskau? Unrealistische Träumerei europäischer Minderheitsregierungen – also praktisch aller.

Xi und Putin – die stillen Helden der neuen Weltordnung

In einer beispiellosen diplomatischen Pirouette gelingt es dem Papier, sowohl Russland als auch China zu erwähnen, ohne sie ernsthaft zu kritisieren. Wladimir Putin und Xi Jinping kommen besser weg als die Grünen in Berlin.
Stattdessen plädiert Washington für eine „neue strategische Stabilität mit Russland“. Dass Moskau dafür erst die Ukraine zerschlagen will, ist offenbar nur ein kleines Detail am Rande – wahrscheinlich übersehen.

Europa bleibt aber bitte europäisch – wie genau, sagt Washington

Besonders besorgt zeigt sich das Papier über die europäische Einwanderungspolitik. Die USA wollen nämlich, dass „Europa europäisch bleibt“.
Was das bedeutet? Offenbar weniger Migration, mehr Nationaltrachten und noch mehr „patriotische Parteien“, die laut Trump Anlass zu „großem Optimismus“ geben. Ein Satz, der in Brüssel vermutlich mehr nervöse Zuckungen auslöste als ein Brexit 2.0.

Berlin: Vielen Dank auch, aber nein danke

In Berlin reagierte man höflich zurückhaltend, was im Diplomatensprech so viel heißt wie: Habt ihr sie noch alle?
Außenminister Johann Wadephul (CDU) stellte klar, dass Deutschland keine Nachhilfe in Demokratie brauche – schon gar nicht aus einem Land, in dem halbe Talkshows mit Verschwörungstheorien besetzt sind und Präsidenten ihre Sicherheitsstrategien per Golfwagen diktieren.

Fazit: Sicherheitspolitik als Reality-Show

Mit dieser Sicherheitsstrategie macht sich Washington erneut daran, sein Selbstbild als moralisches Leuchtfeuer der Weltordnung zu pflegen – während im Keller die Sicherungen durchknallen.
Wer braucht schon eine kritische Analyse geopolitischer Realitäten, wenn man auch einfach Europa für alles verantwortlich machen kann – und dabei Putin lobt, Xi ignoriert und Migranten die Schuld gibt?

Es bleibt abzuwarten, ob sich Europa von dieser strategischen Einschätzung erholt. Aber keine Sorge: Die nächste amerikanische Strategie kommt bestimmt – sobald Trump Twitter wieder hat.

 

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