Die US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) hat überraschend ihre langjährige Empfehlung geändert, alle Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt routinemäßig gegen Hepatitis B zu impfen. Künftig sollen Eltern – in Absprache mit einem Arzt – individuell entscheiden, ob ihr Kind die Impfung erhält.
Großer Kurswechsel in der US-Impfrichtlinie
Die Änderung folgt einer Empfehlung eines neuen Impfbeirats, der von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. eingesetzt wurde. Demnach soll die erste Dosis der Hepatitis-B-Impfung nur noch dann unmittelbar nach der Geburt verabreicht werden, wenn die Mutter positiv auf Hepatitis B getestet wurde oder ihr Status unbekannt ist. In allen anderen Fällen können Eltern die Entscheidung verschieben – oder ganz darauf verzichten.
Wer sich dennoch für eine Impfung entscheidet, solle laut CDC frühestens nach zwei Monaten mit der ersten Dosis beginnen.
Seit 1991 galt in den USA die generelle Empfehlung, jedes Kind gegen Hepatitis B zu impfen – der Impfplan sah drei Dosen vor, beginnend bereits kurz nach der Geburt. Diese Praxis war weltweit Vorbild im Kampf gegen eine Virusinfektion, die unbehandelt zu schweren Lebererkrankungen bis hin zu Krebs führen kann.
Fachleute schlagen Alarm
Medizinische Experten äußern massive Kritik an der Entscheidung. Dr. Emily Landon, Expertin für Infektionskrankheiten an der University of Chicago Medicine, nannte die neue Richtlinie „wissenschaftlich unverantwortlich“:
„Diese Empfehlung ignoriert die Fakten. Dass die CDC-Direktion diesen Kurswechsel unterstützt, zeigt leider, dass wissenschaftsbasierte Gesundheitspolitik zunehmend verdrängt wird.“
Die Entscheidung könnte dazu führen, dass deutlich mehr Familien auf die Impfung verzichten – vor allem in einem Klima wachsender Impfskepsis. Kritiker warnen davor, dass so neue Infektionsketten entstehen könnten, besonders bei engem Kontakt mit unentdeckten Trägern des Virus.
Was ist Hepatitis B?
Hepatitis B wird durch Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma übertragen, kann aber auch durch engen Körperkontakt mit infizierten Personen erfolgen, die selbst nichts von ihrer Infektion wissen. In den USA ist die Zahl der Infektionen seit Einführung der Impfung um fast 90 % gesunken – von rund 9,6 Fällen pro 100.000 Einwohner auf nur noch etwa einen Fall im Jahr 2018.
Hintergrund: Impfkritiker Kennedy Jr. als Strippenzieher
Die neue Impfrichtlinie steht unter politischer Beobachtung, da Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. – selbst ein prominenter Impfkritiker – seit seinem Amtsantritt tiefgreifende Änderungen in der Impfpolitik durchsetzt. Kritiker werfen ihm vor, öffentlichen Gesundheitsschutz zu gefährden, indem er wissenschaftlich belegte Empfehlungen durch subjektive Entscheidungsfreiheit ersetzt.
Die CDC prüft derzeit weitere Empfehlungen des Impfbeirats, darunter auch die Möglichkeit von Antikörpertests vor einer eventuellen späteren Impfung.
Fazit: Die Entscheidung markiert einen bedeutenden Einschnitt in der US-Gesundheitspolitik. Während Befürworter die neue Freiheit für Eltern begrüßen, warnen Mediziner vor einem Rückschritt im Kampf gegen eine gefährliche Viruskrankheit. Die Debatte um Vertrauen in Impfungen dürfte in den USA damit erneut an Schärfe gewinnen.
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