Ein tragischer Verkehrsunfall am 26. Dezember 2023 auf einer Landstraße bei Cleburne, südwestlich von Dallas, hat in den USA eine Debatte über Jugendstrafrecht, Drogen am Steuer und Strafmaß ausgelöst. Der damals 17-jährige Luke Resecker fuhr mit seinem Pickup frontal in einen Minivan, in dem eine siebenköpfige Familie aus Georgia saß. Sechs Insassen starben, der Familienvater überlebte schwer verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt.
Nun wurde Resecker zu 65 Jahren Gefängnis verurteilt – eine der härtesten bekannten Strafen in den USA für einen tödlichen Verkehrsunfall unter dem Einfluss von Marihuana.
Hintergrund: THC im Blut – aber kein klarer Beweis für Fahruntüchtigkeit
Nach dem Unfall fanden Ermittler THC-haltige Produkte im Fahrzeug, und ein Bluttest ergab einen THC-Wert von 10 Nanogramm pro Milliliter – doppelt so hoch wie in einigen US-Bundesstaaten erlaubt. Texas hat jedoch keine festgelegte THC-Grenze für Fahruntüchtigkeit. Reseckers Verteidigung argumentierte, der Unfall sei durch einen „verhängnisvollen Fahrfehler“ verursacht worden – eine riskante Linksabbiegung – nicht durch Drogeneinfluss.
Der Unfall ereignete sich auf einer zweispurigen Straße, als Resecker offenbar versuchte, ein anderes Fahrzeug zu überholen oder abzubiegen. Er prallte mit rund 65 mph (ca. 105 km/h) frontal mit dem Minivan zusammen, der mit etwa 75 mph (ca. 120 km/h) unterwegs war.
Die Opfer: Eine Familie im Urlaub – ausgelöscht in Sekunden
Die getöteten Familienmitglieder stammten aus Atlanta, Georgia, und waren ursprünglich aus dem indischen Bundesstaat Andhra Pradesh eingewandert. Die Familie war zu Weihnachten in Texas unterwegs. Der einzige Überlebende, Lokesh Potabathula, verlor bei dem Unfall seine Frau, zwei Kinder, seine Schwiegereltern und einen Cousin. Er berichtete im Prozess, dass er nach dem Aufwachen im Krankenhaus nur noch seinen Kopf bewegen konnte – und erfuhr, dass seine ganze Familie tot war.
Der Prozess: Emotionen, Tragödien – und ein hartes Urteil
Obwohl Resecker selbst schwer verletzt wurde und eine traumatische Kindheit mit mehreren familiären Suiziden hinter sich hat, verurteilte ihn das Gericht wegen:
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Aggravated Assault mit einer tödlichen Waffe (1. Grades)
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Fahren unter Drogeneinfluss
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Fahrlässiger Tötung (2. Grades)
Er wurde nicht wegen „Intoxication Manslaughter“ (Tötung unter Einfluss) verurteilt, was im texanischen Recht üblich ist. Dennoch führte die besonders schwere Anklage zu einem Strafrahmen von bis zu 99 Jahren – 65 Jahre wurden es schließlich.
Kontroverse: Strafe angemessen oder überzogen?
Die Reaktionen auf das Urteil sind gespalten. Kritiker halten das Strafmaß für unverhältnismäßig hoch, insbesondere für einen 17-Jährigen ohne Vorstrafen. Vergleichbare Fälle in anderen US-Bundesstaaten endeten oft mit Strafen zwischen 2 und 20 Jahren. Befürworter des Urteils verweisen dagegen auf die Tragweite der Tat und die Zahl der Todesopfer.
Die Staatsanwaltschaft verteidigte das Urteil: „Es war eine gute Familie, die nichts falsch gemacht hat. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort“, so ein Vertreter der Anklage.
Wie geht es weiter?
Luke Resecker hat Berufung angekündigt. Sollte das Urteil bestehen bleiben, wäre eine vorzeitige Haftentlassung frühestens nach 30 Jahren möglich – also im Jahr 2055, wenn er 49 Jahre alt ist.
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