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US-Nationalparks vor dem Härtetest: Memorial-Day-Wochenende bringt angespannten Sommerauftakt

MIH83 (CC0), Pixabay
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Saubere Toiletten, geöffnete Besucherzentren, gepflegte Wanderwege – so präsentiert sich das Gesicht der US-Nationalparks zum Start der Feriensaison am Memorial Day. Doch hinter dieser gut gepflegten Fassade, warnen Expert:innen, steckt eine tiefe Krise: Personalmangel, Budgetkürzungen und politische Umstrukturierungen unter der Trump-Regierung könnten die öffentlichen Naturparadiese nachhaltig gefährden.

Weniger Ranger, mehr Besucher

Trotz eines Rekordjahres 2024 mit über 332 Millionen Parkbesuchern war der Personalbestand des National Park Service (NPS) bereits um 20 % niedriger als noch 2010. Seit Trumps Amtsantritt wurden tausende Ranger und Forstmitarbeiter entlassen oder in den Ruhestand gedrängt, während ein Einstellungsstopp die dringend benötigten Saisonkräfte blockiert.

Gleichzeitig befahl Innenminister Doug Burgum, alle Einrichtungen offen zu halten – inklusive Campingplätze und sanitäre Anlagen. Wie das mit weniger Personal gelingen soll, bleibt unbeantwortet. Das Innenministerium verweigerte eine Stellungnahme zu den Personalengpässen.

„Ein Gummiband, das kurz vorm Reißen steht“

„Die Mitarbeitenden geben alles, aber wir stehen kurz davor, sie zu überfordern“, sagt Cara McGary, ehemalige Rangerin und heutige Wildtierführerin in Yellowstone. Die Region um den berühmten Nationalpark leidet bereits spürbar unter den Folgen: Familien verlassen die Gegend, nachdem Eltern ihre Jobs im Park verloren haben, und Touristen sorgen sich um die Sauberkeit – selbst für einfache Toilettenpausen muss neu geplant werden.

Während der letzten Regierungsschließung 2018/19 organisierten McGary und andere Freiwillige improvisierte Toilettenreinigungen, um die Parks begehbar zu halten. Diesmal jedoch sei die Lage noch prekärer.

Maroon Bells ohne Trinkwasser – trotz Luxus-Hotels in der Nähe

Auch im wohlhabenden Aspen (Colorado) spitzt sich die Lage zu: Die malerische Maroon Bells Scenic Area bietet Besuchern keine funktionierende Wasserversorgung – wer wandern will, muss Trinkwasser aus der 40 Kilometer entfernten Stadt mitbringen. Scott Fitzwilliams, bis vor kurzem Leiter des White River National Forest, trat aus Protest gegen die Kürzungen zurück. Er rechnet mit drastisch weniger Toilettenreinigungen und einem völligen Ausfall geplanter Wartungsmaßnahmen im Sommer.

Weniger Feuerwehrkräfte in der Wildfeuersaison

Besonders alarmierend: Die personellen Kürzungen betreffen auch die Brandbekämpfung. Normalerweise setzen sich nationale Feuerwehreinsatzteams aus Fachkräften der Forst- und Parkdienste zusammen. Doch viele dieser Mitarbeitenden wurden entlassen oder stehen nicht mehr zur Verfügung. Fitzwilliams warnt: „Wenn die Waldbrandsaison beginnt, wird das gravierende Folgen haben.“

Beliebte Parks – aber unterfinanziert

Eine Umfrage des Trust for Public Land zeigt: 74 % der Amerikaner lehnen die Schließung öffentlicher Naturräume ab, 63 % die Entlassungen, 62 % Kürzungen bei der Finanzierung. Die Organisation fordert ein Umdenken: „Unsere Nationalparks sind mehr als schöne Orte – sie sind wirtschaftliche Motoren, heilende Räume und Teil unserer kollektiven Geschichte“, sagt TPL-Chefin Carrie Besnette Hauser.

Hinter der Kulisse: Notlösungen und Improvisation

Auch Cassidy Jones, ehemalige Rangerin und nun bei der National Parks Conservation Association, bestätigt: „Was auf den ersten Blick normal aussieht, ist in Wirklichkeit ein Ausnahmezustand.“ In vielen Parks werden Superintendenten zu Toilettenreinigern, Biolog:innen zu Campingplatzmanagern.

Jones und McGary rufen Besucher:innen auf, diesen Sommer vorbereitet und geduldig zu sein – mit eigenen Wasservorräten, zusätzlichem Toilettenpapier und Verständnis für überarbeitete Ranger.

Fazit:
Die Lage in Amerikas Nationalparks ist angespannt. Während nach außen der Schein gewahrt wird, droht im Inneren der Kollaps – und mit ihm der Verlust einer der wertvollsten Errungenschaften des Landes: öffentlich zugängliche, geschützte Natur für alle.

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