Die Karibik steht derzeit im Zeichen einer massiven militärischen Aufrüstung durch die USA. Unter dem Vorwand des „War on Drugs“ verlegt Washington derzeit zahlreiche Kriegsschiffe, Spezialeinheiten und sogar den weltweit größten Flugzeugträger, die USS Gerald R. Ford, in Richtung Venezuela. Beobachter vergleichen die Entwicklung bereits mit der Kuba-Krise von 1962.
Doch obwohl offiziell von Anti-Drogen-Operationen die Rede ist, hegen viele Fachleute Zweifel: Geht es den USA tatsächlich um die Bekämpfung von Drogenkartellen – oder verfolgt Präsident Donald Trump ein geopolitisches Ziel? Die Hinweise auf einen gezielten Versuch, das Regime von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro zu destabilisieren, mehren sich.
Militärpräsenz als Machtdemonstration
Laut Schätzungen des US-Thinktanks CSIS befinden sich bereits zehn Prozent der US-Marineeinheiten in der Karibik, rund 15 Schiffe, darunter auch ein atombetriebenes U-Boot. Unterstützt wird die Flotte durch B-52-Bomber, Drohnen und Eliteeinheiten.
Gleichzeitig nehmen die Angriffe auf mutmaßliche Drogenboote zu. Seit September sollen dabei über 70 Menschen getötet worden sein – meist ohne Gerichtsverfahren oder klare Beweislage. Kritiker werfen den USA völkerrechtswidriges Verhalten vor.
Maduro als Zielscheibe
Die Spannungen mit Venezuela sind nicht neu. Bereits in Trumps erster Amtszeit erklärte er Maduro zum Staatsfeind. Seitdem läuft eine mediale und politische Kampagne gegen den venezolanischen Präsidenten – inklusive einer 50-Millionen-Dollar-Kopfgeld-Ausschreibung. Die US-Regierung bezeichnet Maduro mittlerweile offen als Anführer eines „terroristischen Drogenkartells“.
Trump betont zwar öffentlich, keine Invasion zu planen, doch die Entsendung von Flugzeugträgern, CIA-Operationen und die Einstufung der Drogenkartelle als „unrechtmäßige Kombattanten“ deuten auf mehr als reine Drogenbekämpfung hin.
Erinnerung an frühere Interventionen
Historiker erinnern an die US-Invasion in Panama 1989, bei der Diktator Manuel Noriega nach einer ähnlichen Anklage wegen Drogenhandels gestürzt wurde. Beobachter befürchten, Venezuela könnte dasselbe Schicksal drohen – wenn auch weniger durch direkte militärische Gewalt als durch psychologischen und politischen Druck.
Einschüchterung statt Einmarsch?
Experten wie Christopher Sabatini vom Chatham House halten eine Bodeninvasion für unwahrscheinlich. Vielmehr solle die massive Präsenz „Angst und Spaltung“ innerhalb des venezolanischen Militärs und Maduros Machtzirkel auslösen, um einen Regimewechsel von innen zu provozieren.
Russland als möglicher Schutzschild?
Maduro sucht unterdessen Rückhalt in Moskau. Ende Oktober unterzeichnete Venezuela mit Russland ein Abkommen zur Zusammenarbeit – allerdings ohne formelle Militärhilfe. Dennoch soll Maduro laut Medienberichten Putin um militärische Unterstützung, etwa Flugabwehrsysteme, gebeten haben.
Fazit
Offiziell kämpft die US-Regierung gegen den Drogenhandel in der Karibik. Doch die massive militärische Mobilisierung vor der Küste Venezuelas, die verdeckten CIA-Operationen und das aggressive Vorgehen gegen Maduro lassen Zweifel aufkommen. Die Parallelen zu früheren US-Interventionen in Lateinamerika sind unübersehbar. Ob es bei einer Machtdemonstration bleibt oder eine offene Eskalation droht, bleibt abzuwarten. Die Karibik steht jedenfalls am Rande eines geopolitischen Machtspiels.
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