Während Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit das Weiße Haus lenkt, erlebt die Wall Street einen beispiellosen Höhenflug: Der S&P 500 kletterte am Montag erstmals über die Marke von 6.300 Punkten und hat allein im vergangenen Monat acht neue Rekordstände verzeichnet. Auch Bitcoin erreichte mit über 123.000 US-Dollar ein Allzeithoch, und die Anleihemärkte zeigen sich ebenso stabil.
Doch hinter der schillernden Fassade brodelt es: Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten stehen zunehmend im Schatten geopolitischer Spannungen, Trumps aggressiver Zollpolitik und dessen Angriffen auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Am 1. August drohen neue Strafzölle – und damit eine ernsthafte Belastungsprobe für die Märkte.
Trump-Rallye trotz geopolitischer Turbulenzen
Trotz Krieg im Nahen Osten und Handelskonflikten mit China, Europa und anderen Partnern zeigen sich die Märkte bislang erstaunlich resistent. Analysten sprechen von einer „Wand der Sorgen“, die Börsen in Bullenmärkten häufig erklimmen. Viele Investoren scheinen darauf zu wetten, dass Trumps neue Zölle entweder nicht kommen oder rasch wieder zurückgenommen werden.
„Die Annahme, dass Trumps Zolldrohungen nicht dauerhaft sind, hält die Kurse oben“, erklärt Thierry Wizman von Macquarie Group. Auch Steve Sosnick von Interactive Brokers sieht in der Hoffnung auf mildernde Umstände einen zentralen Treiber: „Die Anleger handeln nach dem Motto: Wenn es funktioniert, machen wir weiter.“
Bitcoin und Edelmetalle als Absicherung
Während Aktien Rekorde feiern, verliert der US-Dollar massiv an Wert – rund 11 Prozent seit Trumps Amtseinführung. In der Folge flüchten viele Anleger in Gold und Silber, die 2025 um 30 bzw. 35 Prozent gestiegen sind. Bitcoin wiederum profitiert vom Schub durch geplante Krypto-Gesetze der Republikaner im Kongress.
Ein Markt auf wackeligen Beinen?
Zwar hat der S&P 500 seit April um 27 Prozent zugelegt, doch Kritiker warnen vor einer Überbewertung. „Der Markt wird von Momentum und FOMO getrieben“, warnt Megan Horneman von Verdence Capital Advisors. Zudem sei die Rallye vor allem von Privatanlegern getragen, während institutionelle Investoren eher zögerlich agieren.
Barclays schätzt, dass im vergangenen Monat über 50 Milliarden Dollar von Kleinanlegern in globale Aktien geflossen sind – eine Entwicklung, die sowohl Euphorie als auch Risiko signalisiert.
Trumps Zollpolitik als Unsicherheitsfaktor
Mit der nahenden Frist für neue Strafzölle am 1. August fragen sich viele: Bleibt Trump bei seiner harten Linie oder rudert er zurück? Laut Ex-Bank-of-America-Ökonom Ethan Harris sei das Spiel bekannt: „Trump testet ständig, wie weit er gehen kann – droht, zieht zurück und droht erneut.“
Ob der Markt darauf dauerhaft gelassen reagiert, bleibt fraglich. Sollte die Erwartung enttäuscht werden, dass Trumps Maßnahmen folgenlos bleiben, könnte die Börse rasch zur „Vigilante“ gegen seine Handelspolitik werden – und die Kurse abstrafen.
Fazit: Noch strahlen die Märkte unter Trump. Doch mit dem 1. August rückt ein mögliches Ende der Sorglosigkeit näher. Dann zeigt sich, ob die Börse bereit ist, dem Präsidenten die Rechnung für seine aggressive Handelspolitik zu präsentieren.
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