Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen hat der US-Arbeitsmarkt im September mehr neue Jobs geschaffen als erwartet. Dennoch stieg die Arbeitslosenquote leicht an.
Wie das Bureau of Labor Statistics am Donnerstag mitteilte, wurden im September 119.000 neue Stellen geschaffen – deutlich mehr als die von Analysten prognostizierten 50.000. Gleichzeitig wurde die Arbeitslosenquote leicht auf 4,4 % angehoben – ein Anstieg gegenüber den 4,3 % im Vormonat.
Der Bericht wurde aufgrund eines siebensächigen Regierungsstillstands verspätet veröffentlicht und ersetzt die eigentlich für Oktober geplante Arbeitsmarktstatistik.
Verhaltene Stimmung in Unternehmen
Trotz des Stellenzuwachses sind die Signale gemischt: Im August gingen 4.000 Stellen verloren, und auch für Juli wurden die Zahlen nach unten korrigiert. Die wirtschaftliche Unsicherheit, hohe Zinsen, anhaltende Inflation und neue Zölle dämpfen die Investitions- und Einstellungsbereitschaft vieler Unternehmen.
Zugleich nehmen Massenentlassungen in den USA spürbar zu. Allein im vergangenen Monat meldeten Unternehmen laut dem Personalvermittler Challenger, Gray & Christmas rund 153.000 Stellenstreichungen – ein Anstieg von 175 % gegenüber dem Vorjahr.
Große Arbeitgeber kündigten folgende Entlassungen an:
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UPS: 48.000 Stellen im Jahr 2025
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Amazon: 14.000 Jobs gestrichen
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Verizon: 13.000 Kündigungen – der größte Personalabbau der Firmengeschichte
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Target: 1.000 Entlassungen, 800 offene Stellen gestrichen
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Paramount: Kürzung um 10 % der Belegschaft
Verizon plant Neuausrichtung
Der neue Verizon-Chef Dan Schulman begründete die Kürzungen mit überhöhten Personalkosten und der Notwendigkeit, agiler zu werden. Man wolle sich neu fokussieren und in Kompetenzen für Künstliche Intelligenz investieren. Für betroffene Mitarbeiter wurde ein Hilfsfonds eingerichtet.
Jobmarkt bleibt angespannt
Die Zahlen zeigen einen paradoxen Trend: Unternehmen stellen zögerlich ein, entlassen aber ebenso ungern – ein „low-hire, low-fire“-Markt. Für Jobsuchende bedeutet das lange Wartezeiten. Im Schnitt dauert die Suche nach einer neuen Stelle aktuell mehr als sechs Monate – die längste Phase seit über zehn Jahren.
Die meisten neuen Jobs entstanden weiterhin im Gesundheits- und Sozialwesen, während der öffentliche Dienst, die Industrie und Business-Dienstleistungen Personal abbauten.
Zinspolitik der Fed unter Druck
Für die US-Notenbank (Fed) ist der Bericht besonders wichtig: Er liefert die einzige aktuelle Datenbasis vor der nächsten Zinssitzung im Dezember. Während einige Mitglieder auf weitere Zinssenkungen drängen, mahnen andere zur Vorsicht wegen der weiter hohen Inflation. Die Anleger sind gespalten – laut CME FedWatch liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Dezember bei 28 %.
Konsumverhalten verändert sich
US-Konsumenten reagieren zunehmend preissensibel: Walmart verzeichnet steigende Umsätze und gewinnt Kundschaft aus höheren Einkommensschichten. Target meldet hingegen rückläufige durchschnittliche Einkaufsbeträge.
Fazit: Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich zwar widerstandsfähig, steht aber unter Druck. Unternehmen restrukturieren, Konsumenten sparen, und die Fed steht vor schwierigen Entscheidungen.
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