Die Diskussion um die Sicherheit von Tylenol (Paracetamol, Acetaminophen) während der Schwangerschaft sorgt seit Jahren für Verunsicherung. Immer wieder weisen Studien auf mögliche Risiken für die kindliche Entwicklung hin – gleichzeitig kommen andere Untersuchungen zu entgegengesetzten Ergebnissen. Ein klarer wissenschaftlicher Konsens fehlt bislang.
Hinweise auf erhöhte Risiken
Mehrere Beobachtungsstudien legen nahe, dass die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für Autismus-Spektrum-Störungen und ADHS bei Kindern verbunden sein könnte. Eine europäische Auswertung von Daten zu rund 70.000 Kindern ergab ein um 19 Prozent erhöhtes Autismusrisiko und 21 Prozent mehr ADHS-Fälle, wenn Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol einnahmen. Auch Untersuchungen, die Paracetamolspiegel im Nabelschnurblut gemessen haben, fanden Hinweise auf Zusammenhänge. Tierexperimente stützen diese Annahme, da dort negative Effekte auf die Gehirnentwicklung festgestellt wurden.
Gegenstimmen aus großangelegten Studien
Andere Forschungen zeichnen jedoch ein anderes Bild. Eine schwedische Studie mit Daten von 2,5 Millionen Kindern fand keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Paracetamoleinnahme und Entwicklungsstörungen, sobald genetische und familiäre Faktoren berücksichtigt wurden.
Kontroverse in Wissenschaft und Recht
Die widersprüchliche Studienlage hat zu intensiven Debatten geführt. Während einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Vorsicht fordern und Schwangeren raten, Paracetamol nur im Notfall und in niedriger Dosierung einzunehmen, warnen Fachgesellschaften davor, Schwangere unnötig zu verunsichern. In den USA kam es sogar zu Sammelklagen gegen Tylenol-Hersteller – die Gerichte wiesen diese jedoch ab, da die wissenschaftliche Beweislage nicht ausreiche, um einen klaren kausalen Zusammenhang zu belegen.
Was bedeutet das für Schwangere?
Gesundheitsexperten empfehlen, Paracetamol während der Schwangerschaft nicht grundsätzlich zu meiden, es aber nur nach Rücksprache mit Ärztinnen oder Ärzten und in der geringstmöglichen wirksamen Dosis einzunehmen. Fieber und Schmerzen sollten nicht unbehandelt bleiben, da auch sie Risiken für das ungeborene Kind bergen können.
Fazit
Die Forschung zu Tylenol, Schwangerschaft und Entwicklungsstörungen bleibt widersprüchlich. Es gibt Hinweise auf mögliche Risiken, doch eindeutige Beweise fehlen. Klar ist: Weitere, langfristig angelegte Studien sind dringend notwendig, um werdenden Müttern eine verlässliche Orientierung zu geben.
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