Donald Trump plant, den Vorsitz der US-Notenbank Federal Reserve neu zu besetzen – und seine jüngsten Aussagen deuten darauf hin, dass Kevin Hassett, Chef des Nationalen Wirtschaftsrats, sein Favorit für den Posten sein könnte. Doch Hassetts mögliche Ernennung stößt an den Finanzmärkten auf Skepsis.
Trump hatte vergangene Woche bei einer Kabinettssitzung Hassett als „möglichen Fed-Vorsitzenden“ genannt – und damit die Spekulationen um den Nachfolger von Jerome Powell angeheizt, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet.
Sorge um politische Einflussnahme
Viele Investoren befürchten, dass Hassett als enger Vertrauter Trumps vor allem dessen wirtschaftspolitische Wünsche umsetzen und dabei die Unabhängigkeit der Notenbank gefährden könnte. Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sehen Marktteilnehmer diese Unabhängigkeit jedoch als Garant für Stabilität.
„Die Märkte wirken wie ein Realitätscheck für politische Entscheidungen“, sagt Investmentstratege Angelo Kourkafas von Edward Jones.
Laut „Financial Times“ äußerten große Investoren gegenüber dem US-Finanzministerium bereits im November ihre Sorge, Hassett könne die Zinsen zu stark senken – um Trumps wachstumsfreundliche Agenda zu unterstützen.
Ein Posten, viele Probleme
Die Besetzung des Fed-Chefpostens ist auch organisatorisch kompliziert: Der Vorsitz kann laut Regularien nur aus dem Kreis der amtierenden Fed-Gouverneure gewählt werden. Hassett gehört derzeit nicht dazu.
Trump müsste also entweder einen Gouverneursposten neu besetzen – oder auf eine andere Lösung zurückgreifen. Eine Möglichkeit wäre etwa der derzeitige CEA-Vorsitzende Stephen Miran, der aktuell beurlaubt ist, um als Fed-Gouverneur zu arbeiten. Miran hatte sich bei Zinssenkungen zuletzt gegen die Mehrheit gestellt und deutlich aggressivere Kürzungen gefordert – ganz im Sinne Trumps.
Komplexe Personalrochade im Weißen Haus
Sollte Hassett tatsächlich zur Fed wechseln, müsste Trump auch den Chefposten im Nationalen Wirtschaftsrat (NEC) neu besetzen. Im Gespräch ist unter anderem Finanzminister Scott Bessent, der laut Bloomberg womöglich beide Ämter gleichzeitig führen könnte – obwohl er selbst betont hat, lieber im Finanzministerium bleiben zu wollen.
Zusätzlich gibt es Unsicherheiten über Lisa Cook, die sich juristisch gegen ihre Abberufung durch Trump zur Wehr setzt – eine historisch einmalige Situation. Die Entscheidung darüber liegt beim Obersten Gerichtshof und könnte das Machtgefüge in der Fed weiter verschieben.
Fed-Struktur als Schutzmechanismus?
Die Fed gilt zwar als politisch unabhängig, doch Marktteilnehmer befürchten, dass eine von Trump geprägte Mehrheit im Gremium künftig die Geldpolitik stärker an kurzfristigen politischen Zielen ausrichten könnte.
„Wenn das Fed-Komitee dem Wunsch nach niedrigeren Zinsen folgt, könnte das langfristig zu erhöhter Inflation führen“, warnt Ex-Fed-Berater Bill English.
„Und wenn der Markt dieses Vertrauen verliert, könnte er mit steigenden Zinsen reagieren – unabhängig von der Fed.“
Hintergrund: Die Nachfolge an der Spitze der US-Notenbank wird zu einem politischen und wirtschaftlichen Balanceakt. Trump will die Fed personell neu aufstellen – doch die Märkte könnten ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen.
Kommentar hinterlassen