Die Hoffnung auf eine geeinte transatlantische Strategie zur Beendigung des Ukraine-Kriegs währte nur kurz. Nach einem kurzen Moment der Einigkeit zwischen den USA und Europa brach die Zusammenarbeit erneut auseinander, als US-Präsident Donald Trump die Haltung gegenüber Russland abrupt änderte.
Kurze Einigkeit: Ein Moment der Hoffnung
Am Wochenende hatten europäische Staatschefs in Kiew gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen 30-tägigen bedingungslosen Waffenstillstand gefordert. Trump soll diese Forderung in einem Telefonat persönlich unterstützt haben. Sogar Trumps Sondergesandter für die Ukraine, Keith Kellogg, schloss sich dem Druck auf Russland an.
Doch die Hoffnung verpuffte, als der russische Präsident Wladimir Putin die Forderung ignorierte und stattdessen direkte Gespräche mit der Ukraine in Istanbul vorschlug. Trump schwenkte daraufhin sofort um und drängte Selenskyj auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social: „TREFFEN JETZT!!!“
Russland ermutigt durch Trumps Haltung
Putins Vorschlag, der inhaltlich nichts Neues bot außer einem Datum, wurde von Trump plötzlich als neue Chance präsentiert. Damit stellte er sich offen gegen die zuvor abgestimmte Haltung mit Europa. Für Putin war dies ein doppelter Triumph: Er konnte die Forderungen der Europäer ignorieren und gleichzeitig die US-Position beeinflussen.
Währenddessen verschärfte sich die Lage in der Ukraine weiter: Russische Drohnenangriffe trafen die Region Cherson, eine 10-jährige wurde unter Trümmern begraben. Die Gewalt setzte sich fort, obwohl die Welt auf eine Waffenruhe hoffte.
Verlorene Glaubwürdigkeit der USA
Europäische Staatschefs wie der britische Premierminister Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron und der deutsche Kanzler Friedrich Merz hatten zuvor demonstrativ die Einigkeit mit Trump betont. Doch die plötzliche Wende zeigte ihnen, wie unzuverlässig die amerikanische Position unter Trump ist.
Douglas Holtz-Eakin, ehemaliger Wirtschaftsberater der Republikaner, kritisierte die fehlende Konsequenz der US-Regierung: „Trump zieht es vor, die Beziehung zu Putin zu schonen, anstatt die Einigkeit mit den europäischen Verbündeten zu wahren.“
Das Treffen in Istanbul: Friedensgipfel oder Farce?
Sollte das Treffen in Istanbul tatsächlich stattfinden, wären die Erwartungen gering: Putin und Selenskyj stehen sich als erbitterte Gegner gegenüber. Selenskyj müsste sich dem Mann stellen, der sein Land brutal angegriffen hat, während Putin den ukrainischen Präsidenten als Verräter proeuropäischer Interessen betrachtet.
US-Außenminister Marco Rubio soll am selben Tag in der Region sein, doch eine allzu enge Verwicklung der USA könnte die Spannungen weiter verschärfen. Der Anschein, dass die USA zu sehr involviert sind, könnte die Beziehungen zu Europa und der Ukraine belasten.
Europa bleibt skeptisch
Die europäische Strategie, mit Sanktionen und Waffenlieferungen Druck auf Russland auszuüben, hängt von der Unterstützung durch die USA ab. Doch Trumps wankelmütige Haltung lässt Zweifel aufkommen, ob Washington im Ernstfall tatsächlich hinter den Verbündeten steht.
Die Sanktionen gegen Russland haben bereits ein hohes Niveau erreicht, und weitere Maßnahmen könnten auch westliche Volkswirtschaften belasten. Ohne die USA sind die Optionen begrenzt, und Europas Drohungen gegen Russland könnten letztlich wirkungslos bleiben.
Fazit: Trump setzt auf Putin statt auf Einheit
Die Kehrtwende zeigt einmal mehr Trumps Zaudern gegenüber Moskau. Während Europa darauf hoffte, den Kreml durch eine einheitliche westliche Front unter Druck zu setzen, sorgte Trumps Umschwung für Verunsicherung und Schwächung der westlichen Position.
Das geplante Treffen in Istanbul droht nun, mehr diplomatische Symbolik als tatsächliche Friedensfortschritte zu bringen. Solange Trump die transatlantische Einigkeit zugunsten persönlicher Kontakte zu Putin opfert, bleibt die Ukraine-Krise ungelöst und die westliche Front gespalten.
Kommentar hinterlassen