Die eine Milliarde Dollar, die US-Präsident Donald Trump nun von der University of California in Los Angeles (UCLA) fordert, ist mehr als nur eine juristische Summe – sie ist ein politisches Statement. Offiziell begründet er seine Klage mit dem Vorwurf, die Hochschule sei nicht entschlossen genug gegen antisemitische Vorfälle während der Gaza-Proteste vorgegangen. Doch wer den politischen Kurs Trumps gegenüber der akademischen Welt verfolgt, erkennt ein größeres Muster.
Hochschulen als politische Bühne
Trump hat Universitäten längst zu einem zentralen Schauplatz seines Kulturkampfs gemacht. Öffentliche Hochschulen, insbesondere renommierte Einrichtungen wie UCLA, UC Berkeley oder Harvard, gelten in konservativen Kreisen als linksliberale Bastionen, in denen angeblich „woke Ideologien“ gepflegt werden. Die Proteste gegen Israels Vorgehen in Gaza boten dem Präsidenten nun eine Gelegenheit, diesen Vorwurf in scharfe politische Munition zu verwandeln.
Druck durch Geld
Trumps bevorzugtes Mittel im Umgang mit unliebsamen Institutionen: finanzielle Daumenschrauben. Bereits in der Vergangenheit fror seine Regierung öffentliche Fördermittel in Milliardenhöhe ein, um Hochschulen zu Zugeständnissen zu zwingen. Der aktuelle Vorstoß gegen die UCLA knüpft daran an – diesmal jedoch mit der Wucht einer Milliardenklage, die den gesamten University-of-California-Verbund ins Wanken bringen könnte.
Symbolik und Signalwirkung
Dass Trump ausgerechnet gegen die UCLA vorgeht, hat doppelte Symbolkraft: Die Universität liegt im liberal geprägten Kalifornien, einem Bundesstaat, der zu seinen stärksten politischen Gegnern zählt. Zudem steht die UCLA stellvertretend für internationale Spitzenforschung und Weltruf – ein Angriff auf sie ist unübersehbar und medienwirksam.
Kritiker sehen politisches Kalkül
Kritiker werfen Trump vor, Antisemitismus-Vorwürfe instrumentalisiert zu haben, um seine seit Langem bestehende Agenda gegen die akademische Elite voranzutreiben. Das Kalkül: Konservative Wähler, die Hochschulen ohnehin misstrauisch gegenüberstehen, fühlen sich in ihrer Skepsis bestätigt – und die öffentliche Debatte verschiebt sich vom Schutz der Wissenschaftsfreiheit hin zu Fragen ideologischer Ausrichtung.
Mögliche Folgen
Sollte die Klage tatsächlich Erfolg haben – oder auch nur zu einer hohen Vergleichszahlung führen –, könnte dies die finanzielle Basis einer der einflussreichsten Universitätsgruppen der Welt erschüttern. Es wäre zugleich ein Signal an andere Hochschulen: Politische Unabhängigkeit könnte künftig teuer werden.
Damit wird klar: Trumps Konfrontation mit der UCLA ist kein isolierter Rechtsstreit, sondern ein weiteres Kapitel in einem Konflikt, der über Bildungspolitik hinausgeht. Es ist ein Machtkampf um Deutungshoheit, Werte – und nicht zuletzt um die Frage, wer bestimmt, wie und von wem Wissen in den USA vermittelt wird.
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