In einem scharf formulierten Kommentar analysiert Nick Paton Walsh (CNN) die dramatische Eskalation zwischen Donald Trump, JD Vance und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Walsh beschreibt das Treffen als einen der folgenreichsten Momente des Krieges seit 2022, einen „Persönlichkeitscrash“ zwischen einem ehemaligen Komiker, der zum Kriegspräsidenten wurde, und einem Milliardär, der erneut das Weiße Haus anstrebt.
Eine öffentliche Demütigung – und die Folgen
Der CNN-Kommentator betont, dass die Art und Weise, wie Trump und Vance Selenskyj öffentlich belehrten und ihm Undankbarkeit vorwarfen, nicht nur in der Ukraine, sondern weltweit für Empörung sorgte. Während Kiew nach drei Jahren Krieg täglich mit Luftangriffen und Zerstörung kämpft, hätten sich Trump und Vance darüber beklagt, dass die US-Unterstützung nicht mit ausreichend Dankbarkeit gewürdigt werde.
Besonders die Rhetorik Trumps, der Selenskyj vorhielt, „keine Karten in der Hand“ zu haben, stieß auf Kritik. Selenskyj antwortete darauf mit einer eindringlichen Klarstellung: „Ich spiele keine Karten.“ Die Ukraine spiele kein Spiel – sie kämpfe ums Überleben.
Die Kluft zwischen Kriegserfahrung und Ignoranz
Walsh hebt hervor, dass Trump und Vance keine persönliche Erfahrung mit Krieg haben, ihn aber dennoch mit moralisierenden Reden über Diplomatie kommentieren. Während Selenskyj täglich mit den Folgen des russischen Angriffs konfrontiert sei – mit Städten, die in Schutt und Asche liegen, und Familien, die ihre Angehörigen verlieren – hätten Trump und Vance die Realität des Krieges als bloßes geopolitisches Verhandlungsthema behandelt.
Die Enttäuschung und Wut in Kiew nach dem Vorfall waren groß: Militärnahe Telegram-Kanäle erklärten, dass sie lieber sterben würden, als auf Knien um Hilfe zu bitten. Gleichzeitig sei den ukrainischen Offiziellen bewusst, dass ihr Land auf die Unterstützung der USA angewiesen ist.
Ein Wendepunkt für Selenskyjs Präsidentschaft?
Walsh stellt die Frage, ob dieser Eklat zum entscheidenden Moment von Selenskyjs Amtszeit wird. Er habe drei Optionen:
- Den Bruch mit Trump heilen und versuchen, das Verhältnis zur US-Regierung zu reparieren.
- Einen Weg finden, die Ukraine auch ohne amerikanische Unterstützung über Wasser zu halten.
- Zurücktreten und Platz für einen anderen Führer machen, wie es einige in Washington bereits andeuteten.
Letzteres, so Walsh, wäre möglicherweise der einfachste Weg – doch genau das würde Moskau in die Hände spielen und könnte eine politische Krise in Kiew auslösen.
„Würde ist auch ein Wert“
Zum Schluss betont Walsh die Resilienz der Ukraine: Trotz der Unsicherheiten und trotz der amerikanischen Vorwürfe bleibe die Haltung in Kiew klar. „Würde ist auch ein Wert“, soll ein ukrainischer Zivilist nach dem Vorfall gesagt haben. „Wenn Russland uns die Würde nicht nehmen konnte, warum glaubt die USA, sie könne es?“
Fazit
Die Analyse von Nick Paton Walsh zeichnet ein düsteres Bild der transatlantischen Beziehungen nach dem Treffen. Die Ukraine stehe nach Trumps öffentlicher Demütigung vor einer existenziellen politischen Krise. Selenskyj sei in einer Sackgasse: Entweder muss er Trump entgegenkommen – oder riskieren, dass die Ukraine von den USA im Stich gelassen wird.
Dieser Kommentar macht klar, dass die Eskalation zwischen Trump und Selenskyj nicht nur ein persönlicher Konflikt war, sondern ein Moment, der die geopolitische Ordnung nachhaltig erschüttern könnte.
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