US-Präsident Donald Trump hat mit einem überraschenden Schritt im Handelskonflikt mit China die drohende Rezession vorerst abgewendet. Am Montag verkündete Trump einen 90-tägigen Waffenstillstand im Handelskrieg, der die US-Zölle auf chinesische Waren drastisch senkt. Doch trotz des Durchbruchs bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt.
Handelskrieg auf Messers Schneide
Mit Zöllen von bis zu 145 % hatten die USA und China ihre Wirtschaftsbeziehungen nahezu lahmgelegt, was die Lieferketten massiv belastete. Nun wurden die Zölle vorerst auf 30 % gesenkt, was die Märkte jubeln ließ. Dennoch ist Vorsicht geboten: Trotz der Reduktion bleiben die Abgaben auf einem Niveau, das es seit über einem Jahrhundert nicht mehr gab.
Ökonom Douglas Holtz-Eakin warnt: „Es gibt kein Handbuch dafür, wie eine moderne Wirtschaft auf so viele Schocks in so kurzer Zeit reagiert.“ Auch wenn die unmittelbare Gefahr einer Rezession gesunken ist, bleibt die Unsicherheit hoch.
Die wirtschaftlichen Folgen
Die drastische Zollsenkung bedeutet eine gewisse Entlastung: Laut Moody’s Analytics sinkt die effektive Zollrate der USA von 21,3 % auf 13,7 %. Trotzdem bleibt sie damit die höchste seit 1910. Mark Zandi, Chefökonom bei Moody’s, rechnet weiterhin mit einer Rezessionswahrscheinlichkeit von 45 % für dieses Jahr – ein Rückgang von einem Höchstwert von 60 %.
Experten wie der Wirtschaftswissenschaftler Justin Wolfers sehen die Lage ebenfalls kritisch: „Es wird Zeit brauchen, die entstandenen Schäden an Lieferketten und das verlorene Vertrauen wiederherzustellen.“ Auch wenn die Rezessionsgefahr gesunken ist, bleibt die Wirtschaft weiterhin extrem anfällig für neue Schocks.
Erleichterung vor den Feiertagen
Ein weiterer Aspekt der Entscheidung ist die psychologische Wirkung: Kurz vor Weihnachten wäre ein Warenmangel in den USA aufgrund hoher Zölle politisch heikel gewesen. Trump selbst betonte, dass die Gefahr leerer Regale eine Rolle bei der Entscheidung spielte.
Laut Erica York von der Steuerstiftung zeige die Kehrtwende, dass die Regierung die katastrophalen Folgen hoher Zölle erkannt habe: „Beide Seiten haben entschieden, Weihnachten zu retten.“
Zukunft bleibt ungewiss
Trotz der vorübergehenden Einigung gibt es noch keine langfristige Lösung. Die Möglichkeit, die Zölle nach Ablauf der 90 Tage wieder anzuheben, bleibt bestehen. Trump deutete sogar an, dass die Abgaben „deutlich höher“ als 145 % liegen könnten, falls keine dauerhafte Vereinbarung erreicht wird.
Zudem stehen sektorspezifische Zölle weiterhin im Raum, etwa auf Holz, Halbleiter, Pharmazeutika und Luftfahrzeugteile. Die Unsicherheit bleibt also bestehen – sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher.
Reaktionen aus der Wirtschaft
Die Erleichterung ist dennoch spürbar: Die Deutsche Bank sieht die globale Konjunkturaussicht durch die Entspannung im Handelskonflikt verbessert. Auch Scott Bessent, US-Finanzminister, lobte den Durchbruch als „substanziellen Fortschritt“ nach Gesprächen mit China.
Doch die Skepsis bleibt: Viele Investoren und Unternehmen rechnen damit, dass Trump die Zollpolitik jederzeit wieder ändern könnte. Laut Ökonom Wolfers bleibt die Unsicherheit „paralysierend hoch“. Holtz-Eakin, ehemals Wirtschaftsberater von John McCain, bezeichnet die Lage als „hausgemachte Krise“.
Fazit
Der Zollstreit zwischen den USA und China hat mit der Senkung der Handelsbarrieren eine Atempause erhalten. Doch die Gefahr einer wirtschaftlichen Rezession ist nicht gebannt. Die kommenden 90 Tage werden entscheidend sein, um eine nachhaltige Einigung zu erzielen und die Unsicherheit auf den Märkten zu verringern. Experten fordern daher eine klarere und langfristige Handelspolitik, um die Risiken weiter zu minimieren.
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