Während der Oberste Gerichtshof der USA über die Rechtmäßigkeit von Importzöllen entscheidet, die unter der Trump-Regierung verhängt wurden, hoffen zahlreiche amerikanische Unternehmen auf Rückerstattungen in Millionenhöhe – und darauf, ihre Preise für Verbraucher senken zu können.
Der Einzelhandelsriese Costco hat eine Klage gegen die US-Regierung eingereicht, in der er eine „vollständige Rückzahlung“ der gezahlten Zölle fordert. Diese Klage wurde vorsorglich eingereicht, falls der Supreme Court die Zölle für unrechtmäßig erklärt, wie es in einem separaten Fall geprüft wird, der auf dem International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) von 1977 basiert.
Auch andere Firmen wie Bumble Bee Foods, Revlon, Kawasaki Motors und Yokohama Tire fordern Rückzahlungen. Laut dem Justizministerium könnten Importeure bei einer gerichtlichen Aufhebung der Zölle Anspruch auf Rückerstattungen haben – Schätzungen zufolge könnte das Finanzministerium etwa die Hälfte aller erhobenen Zölle zurückzahlen müssen.
Doch viele kleinere Unternehmen verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um sich juristisch gegen die Regierung zu wehren – und bleiben daher womöglich auf ihren Kosten sitzen.
Zölle zwingen Unternehmen zu Kündigungen und Preiserhöhungen
Melkon Khosrovian, Mitbegründer der Greenbar Distillery in Los Angeles, schildert drastische Folgen: Die Zölle auf importierte Zutaten stiegen zwischenzeitlich auf bis zu 170 % – aktuell liegen sie bei 55 %. Die jährlichen Zollkosten seien dadurch von ursprünglich rund 25.000 bis 50.000 Dollar auf bis zu 125.000 Dollar gestiegen.
Weil viele Rohstoffe wie Wacholderbeeren, Zimt oder Muskat nicht in den USA angebaut werden, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sie zu importieren. Um die steigenden Kosten teilweise auszugleichen, investierte die Firma in automatische Abfüllanlagen – und bereitet gleichzeitig Entlassungen vor.
„Unsere Mitarbeiter dachten anfangs, dass die ausländischen Produzenten die Zölle zahlen. Wir mussten ihnen erklären: Nein – wir zahlen das, und zwar teuer“, so Khosrovian.
Handwerkskunst zum Zollpreis: Ein Familienbetrieb kämpft
Auch Clifford Thompson, Präsident von Thompson Traders aus North Carolina, ist betroffen. Die Firma produziert handgefertigte Spülen und Badewannen – allerdings im Ausland, da die gleiche Qualität in den USA nicht zu vertretbaren Preisen möglich sei. Schulungen für entsprechende Fachkräfte im Inland würden Jahre dauern und seien aktuell finanziell nicht umsetzbar.
Dieses Jahr zahlt sein Unternehmen über 1 Million Dollar an Zöllen – so viel wie nie zuvor. Ein Jahr, das einst profitabel schien, werde nun bestenfalls mit einer schwarzen Null enden, so Thompson.
Klagen als letzter Ausweg – aber nicht für alle
Khosrovians und Thompsons Firmen gehören zur Initiative „We Pay the Tariffs“, einer von Pro-Handel-Gruppen unterstützten Koalition, die beim Supreme Court eine Stellungnahme eingereicht hat. Sie fordern, die Zölle für rechtswidrig zu erklären.
Während große Unternehmen wie Costco sich eine Klage leisten können, fehlen kleineren Betrieben oft die Ressourcen – sowohl finanziell als auch strategisch.
„Viele kleine Firmen haben nicht die nötige Infrastruktur, um sich in diesem politischen Umfeld zu behaupten“, sagt Drew DeLong vom Beratungsunternehmen Kearney Foresight.
Was, wenn die Zölle gekippt werden?
Im Idealfall erhalten Unternehmen Rückzahlungen. Khosrovian würde dann gerne entlassene Mitarbeiter zurückholen – aber vorsichtig bleiben: „Man weiß nie, was als Nächstes passiert.“ Thompson wiederum würde Schulden tilgen, will das Geld aber erstmal auf dem Konto lassen.
Doch Experten wie DeLong warnen: Auch wenn die Zölle unter IEEPA gekippt werden, könnte die Regierung unter Trump alternative Wege finden, um ähnliche Maßnahmen durchzusetzen. Ein grundsätzliches Ende der Zollpolitik sei nicht zu erwarten.
Und was bedeutet das für Verbraucher?
Sollten Rückzahlungen erfolgen, könnten manche Unternehmen Preise senken – jedoch nur vereinzelt. Der größere Effekt für Verbraucher könnte eintreten, wenn die rechtliche Grundlage für die Zölle dauerhaft wegfällt, erklärt Amanda Oren von RELEX, einem Strategieunternehmen für den Einzelhandel.
Die endgültige Entscheidung des Supreme Courts bleibt abzuwarten. Mündliche Anhörungen fanden am 5. November 2025 statt – ein Urteil steht jedoch noch aus.
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