Der umstrittene Abriss des Ostflügels des Weißen Hauses sorgt weltweit für Empörung. Präsident Donald Trump plant dort den Bau eines 300-Millionen-Dollar-Ballsaals – ein Prestigeprojekt, das Kritiker als „monströsen Anbau“ bezeichnen.
Der neue Präsidenten-Bankettsaal soll rund 9.000 Quadratmeter umfassen und damit fast doppelt so groß sein wie das eigentliche Weiße Haus. Offiziell heißt es aus dem Weißen Haus, der Ostflügel werde „modernisiert“ und „schöner als je zuvor“ wiederaufgebaut.
Denkmalpfleger und Architekten sprechen dagegen von einem Kulturfrevel. Das Gebäude von 1902 diente bisher als Arbeitsbereich der First Lady und war Teil des historischen Ensembles rund um das Oval Office.
„Dieses Projekt ist vollkommen aus der Proportion geraten – es wird das Weiße Haus architektonisch erdrücken“, sagte Peter Smirniotopoulos, Mitbegründer der Washington Architectural Foundation. Er nannte den geplanten Ballsaal eine „monströse Geschwulst auf dem Gesicht eines alten Freundes“.
Historiker erinnern an Trumps lange Geschichte mit dem Abrissbagger
Der aktuelle Streit reiht sich in eine jahrzehntelange Serie von Konflikten um Trumps Baufantasien ein. Schon in den 1980er-Jahren hatte der New Yorker Immobilienentwickler bei Projekten wiederholt Zusagen gebrochen und Denkmäler zerstören lassen.
Beispiel Bonwit-Teller-Gebäude (1980):
Vor dem Bau des Trump Tower versprach Trump, zwei Art-déco-Reliefs und ein bronzenes Ziergitter des alten Luxuskaufhauses zu erhalten und dem Metropolitan Museum zu spenden. Kurz darauf ließ er sie abreißen und verschrotten – die Kunstwerke im damaligen Wert von rund 200.000 Dollar gingen unwiederbringlich verloren.
Beispiel Commodore Hotel (1976):
Aus dem traditionsreichen Bahnhofs-Hotel neben der Grand Central Station machte Trump gemeinsam mit Hyatt das gläserne Grand Hyatt – Kritiker nannten es ein „architektonisches Verbrechen zwischen zwei Meisterwerken“, da es sich zwischen dem Chrysler Building und der Grand Central „wie ein schwarzer Helm“ in die Skyline drücke.
Beispiel Trump World Tower (1999–2001):
Direkt gegenüber der UNO-Zentrale in Manhattan errichtete Trump ein 72-stöckiges Hochhaus, das Kofi Annan zufolge „einen langen Schatten über die Nachbarschaft“ warf.
Jetzt im Fokus: Das Weiße Haus
Beim aktuellen Projekt habe Trump laut Beobachtern ein Schlupfloch im Denkmalschutzrecht genutzt, um ohne Zustimmung der National Capital Planning Commission und der Commission of Fine Arts mit dem Abriss zu beginnen. Die National Trust for Historic Preservation und der American Institute of Architects protestierten vergeblich.
„Trump gehört zu jener Generation von Bauherren, die weder um Erlaubnis noch um Entschuldigung bitten“, kommentierte der New Yorker Jurist Richard Emery.
Das neue Bauwerk wird aus privaten Spenden von 37 namentlich bekannten Großspendern finanziert – darunter Tech-Milliardäre, Energiekonzerne und Immobilieninvestoren.
Kritiker sprechen von „Ballsaal der Eitelkeit“
Während Trump den Ostflügel-Abriss als „Modernisierung“ bezeichnet, sehen Gegner darin eine Machtdemonstration. „Das Weiße Haus ist kein Privatpalast“, sagte ein Sprecher der American Institute of Architects, „und kein Ort für bauliche Selbstverwirklichung.“
Hinter vorgehaltener Hand sprechen Mitarbeiter von einem „Ballsaal der Eitelkeit“, der vor allem für Empfänge und Galas von Trumps Unterstützern genutzt werden soll.
Fazit
Vom Bonwit-Teller-Abriss bis zum Weißen Haus zieht sich eine Linie: Trump baut, was ihm gefällt – ungeachtet von Stil, Kontext oder Kritik. Während Historiker den Verlust des Ostflügels als irreparabel bezeichnen, erklärte der Präsident:
„Wenn die Musik spielt, muss man tanzen – und dieser Ballsaal wird die schönste Tanzfläche der Welt.“
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