Der seit Jahren umkämpfte Hochgeschwindigkeitszug in Kalifornien wird erneut zum politischen Spielball: Präsident Donald Trump kündigte am 16. Juli an, die geplanten vier Milliarden US-Dollar an Bundeszuschüssen für das Prestigeprojekt zu streichen. Das Vorhaben, das einst als revolutionäre Verbindung zwischen San Francisco und Los Angeles geplant war, sei ein „Boondoggle“ – ein sinnloses, überteuertes Unterfangen, so Trump auf seiner Plattform „Truth Social“.
Die Kosten für das Projekt sind in den vergangenen Jahren von ursprünglich 33 Milliarden auf inzwischen geschätzte 135 Milliarden Dollar explodiert – ein Vielfaches des ursprünglich veranschlagten Budgets. Verkehrsminister Sean Duffy spottete: „Für das Geld könnten wir jedem Einwohner von L.A. und San Francisco fast 200 Gratisflüge spendieren.“
Ein politischer Dauerstreit auf Schienen
Der Hochgeschwindigkeitszug war bereits in Trumps erster Amtszeit Ziel scharfer Kritik. Damals kappte er ebenfalls die Bundesmittel – ein Schritt, den Nachfolger Joe Biden später rückgängig machte. Biden ist ein langjähriger Befürworter des Schienenverkehrs und hatte das Projekt als zukunftsweisend gelobt.
Gouverneur Gavin Newsom, ein entschiedener Gegner Trumps, kündigte umgehend Widerstand an. In einem ironischen Seitenhieb auf die Sicherheitslage der zivilen Luftfahrt schrieb Newsom: „Ich nehme keine Ratschläge von jemandem an, der nicht einmal Flugzeuge am Himmel halten kann.“
Fakten zum Bahnprojekt
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Länge: Geplant sind rund 800 Meilen (ca. 1.287 km) von San Francisco nach Los Angeles und darüber hinaus.
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Geschwindigkeit: Züge sollen mit bis zu 320 km/h fahren.
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Aktueller Stand: Derzeit sind etwa 119 Meilen im ländlichen Central Valley im Bau.
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Bisher investiert: Über 13 Milliarden US-Dollar.
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Ziel: Anschluss an die privat finanzierte Brightline West-Trasse zwischen Los Angeles und Las Vegas.
Die Kalifornische Hochgeschwindigkeitsbahn-Behörde betonte, man habe alle Bedingungen für Bundesmittel erfüllt. Eine Überprüfung der Bahnaufsicht unter Präsident Biden im Jahr 2024 sei zu einem positiven Ergebnis gekommen. Dass nun die gleiche Behörde plötzlich einen Richtungswechsel vollziehe, sei nicht nachvollziehbar.
Öffentliche Finanzierung oder „Zug ins Nichts“?
Trump nutzt das Projekt als Symbol für angeblich verfehlte Infrastrukturpolitik demokratisch regierter Bundesstaaten: teuer, bürokratisch und ineffizient. Für Kalifornien wiederum ist die Bahn ein Symbol für ökologischen Wandel, Verkehrsreform und Modernisierung.
Die politische Debatte wird wohl vorerst weiterrollen – selbst wenn der Zug es nicht tut.
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