Die Welt hat am Montag das Ende der ersten Phase eines von den USA vermittelten Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas gefeiert. 20 israelische Geiseln wurden freigelassen und konnten in die Obhut der israelischen Armee zurückkehren. Im Gegenzug entließ Israel fast 2.000 palästinensische Häftlinge. Die Waffenruhe hält derzeit – ein Hoffnungsschimmer nach über zwei Jahren verheerender Gewalt im Gazastreifen.
US-Präsident Donald Trump, der den Friedensplan im September vorgestellt hatte, reiste persönlich in den Nahen Osten und wurde in Israel und Ägypten mit großem diplomatischem Aufwand empfangen. In seiner Rede vor der Knesset, dem israelischen Parlament, sprach Trump von einem „historischen Neubeginn im Nahen Osten“ und einem „Tag der tiefen Freude“.
„Gemeinsam haben wir erreicht, was alle für unmöglich hielten“, so Trump in Jerusalem.
„Jetzt beginnt der Wiederaufbau – vielleicht der einfachere Teil.“
Feierliche Zeremonie in Ägypten – Trump erhält höchsten Orden
Am Abend unterzeichnete Trump in Scharm El-Scheich offiziell das Waffenstillstandsabkommen, flankiert von Staats- und Regierungschefs aus Ägypten, der Türkei, Frankreich, Italien und weiteren Ländern. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi verlieh Trump den Orden des Nils, die höchste Auszeichnung des Landes, für seinen „außergewöhnlichen Beitrag zum Frieden“.
Auch Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif kündigte an, Trump erneut für den Friedensnobelpreis 2026 zu nominieren. Bereits Anfang des Jahres hatte Sharif ihn vorgeschlagen, diesmal verweist er auf Trumps Rolle bei der Deeskalation zwischen Pakistan und Indien sowie den Waffenstillstand im Gazastreifen.
Netanjahu bleibt fern – Trump mit Lob und Seitenhieben
Israels Premier Benjamin Netanjahu nahm aufgrund des jüdischen Feiertags Simchat Torah nicht an der Zeremonie in Ägypten teil, lobte Trump aber in der Knesset für seinen Einsatz. Netanjahu erklärte, Israel habe „einen hohen Preis gezahlt“, aber deutlich gemacht, dass es „stark und dauerhaft“ sei. Er sprach von einem „Pfad der Heilung und des Aufbaus“.
Trump nutzte seine Rede auch für politische Botschaften in eigener Sache: So sprach er sich für eine Begnadigung Netanjahus aus, der sich aktuell wegen Korruptionsvorwürfen vor Gericht verantworten muss. Auch frühere US-Präsidenten Barack Obama und Joe Biden bekamen ihr Fett weg – Biden nannte er „den schlechtesten Präsidenten der Geschichte“.
Phase zwei des Friedensplans beginnt – Rückgabe von Leichen erwartet
Der Waffenstillstand markiert den Beginn von Phase zwei des 20-Punkte-Friedensplans, den Trump im September vorgestellt hatte. Neben weiteren humanitären Maßnahmen steht nun auch die Rückgabe der Leichname verstorbener Geiseln an. Die Hamas kündigte an, am Montag die Überreste von vier israelischen Geiseln zu übergeben.
Trump kündigte zudem an, dass die USA und Partnerstaaten beim Wiederaufbau Gazas helfen würden. US-Außenminister Marco Rubio, Nahost-Beauftragter Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner begleiten die diplomatische Mission. Laut Rubio sei der 13. Oktober „einer der wichtigsten Tage für den Weltfrieden der letzten 50 Jahre“.
UN und Hilfsorganisationen weiten Hilfe aus
Während der Waffenruhe konnten erstmals seit Monaten wieder Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert werden. Laut UN-Behörden wurden 190.000 Tonnen Lebensmittel, Medikamente, Zelte und andere Hilfsgüter genehmigt. Auch Kochgas und Brotpakete wurden verteilt. Das Welternährungsprogramm und der Ägyptische Rote Halbmond haben ihre Lieferungen ebenfalls erhöht.
Russland kritisiert vage Formulierungen
Russlands Außenminister Sergej Lawrow begrüßte den Waffenstillstand, bemängelte aber, dass Trumps Plan zu wenig über eine künftige palästinensische Staatlichkeit aussage. Präsident Wladimir Putin bot an, bei weiteren Friedensbemühungen zu vermitteln.
Hintergrund:
Der Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit einem Angriff der Hamas auf Israel, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und 251 Geiseln genommen wurden. Israel reagierte mit einer großangelegten Offensive im Gazastreifen, bei der laut palästinensischem Gesundheitsministerium über 67.000 Menschen ums Leben kamen, der Großteil davon Zivilisten. Die Region steht seither im Zeichen von Zerstörung, Vertreibung – und nun vielleicht: einem Neuanfang.
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