In einer typischen Trump-Manier hat der US-Präsident innerhalb von nur drei Tagen erneut die globalen Märkte erschüttert – und gleichzeitig ein wichtiges Zugeständnis der EU im Handelsstreit erwirkt. Mit einem dramatischen Social-Media-Post am Freitag kündigte Donald Trump überraschend 50 % Strafzölle auf EU-Importe ab dem 1. Juni 2025 an. Nur 72 Stunden später verkündete er zufrieden: „Die EU hat sich gemeldet – Treffen werden vorbereitet.“
Was wie ein impulsiver Alleingang wirkte, entpuppte sich als kalkulierter Verhandlungsschachzug, der offenbar Wirkung zeigte.
Wie kam es zu diesem Kurswechsel?
Laut CNN waren sowohl europäische Diplomaten als auch Trumps eigene Berater über die Eskalation überrascht. Zwar hatte es hinter den Kulissen bereits Unmut über die schleppenden EU-Verhandlungen gegeben, doch konkrete Drohungen fehlten bislang.
Ein am 23. Mai angesetztes Gespräch zwischen US-Handelsbeauftragtem Jamieson Greer und EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič sollte eigentlich die EU-Vorschläge zu Zollreduktionen diskutieren – stattdessen veröffentlichte Trump vier Stunden zuvor auf Truth Social seinen Zoll-Hammer.
Erst am darauffolgenden Dienstag ruderte Trump zurück: Die EU habe sich nun gemeldet und wolle „zügig“ Gespräche aufnehmen. Ein klarer Erfolg aus Trumps Sicht.
Taktik oder echte Drohung?
Ob Trump seine Zollandrohung wirklich durchgezogen hätte, ist wie so oft bei ihm nicht eindeutig. Selbst enge Berater geben zu, dass Trump Entscheidungen oft kurzfristig trifft – oder wieder zurücknimmt.
Finanzminister Scott Bessent, der zum Zeitpunkt von Trumps Ankündigung auf G7-Reise war, erklärte im Anschluss öffentlich, die EU-Angebote seien nicht auf Augenhöhe mit anderen Partnern. Die Eskalation solle „Feuer unter den Gesprächen entfachen“.
Kritik an der EU – und ein Hoffnungsschimmer
Aus Sicht von Trumps Wirtschaftsteam ist die EU ein besonders schwieriger Verhandlungspartner. „Sie sind 27 Länder mit unterschiedlichen Interessen – das macht alles komplizierter“, so Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett.
Doch es gibt auch Hoffnung: Nach einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die mehr Tempo versprach, verschob Trump die Strafzölle bis zum 9. Juli. Nun haben beide Seiten sechs Wochen Zeit, um einen Durchbruch zu erzielen.
Fazit: Trumps Handelsdiplomatie bleibt unberechenbar – aber effektiv
Ob man Donald Trumps Stil nun gutheißt oder nicht – seine kurzfristige Zoll-Drohung hat Bewegung in festgefahrene Verhandlungen gebracht. Die EU hat nun sechs Wochen, um mit den USA ein Handelsabkommen auszuhandeln – andernfalls könnten die angekündigten 50 % Zölle Realität werden.
Für Beobachter der internationalen Handelsdiplomatie bleibt eines sicher: Mit Trump ist jederzeit mit einer Überraschung zu rechnen.
Hintergrund:
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Trumps angedrohte Zölle betreffen alle Importe aus der EU – von Maschinen bis zu Luxusgütern.
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Der US-Präsident beruft sich auf sein Recht, im Alleingang „faire Handelsverträge“ durchzusetzen, wenn die USA benachteiligt würden.
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Die Märkte reagierten zunächst mit Kursverlusten – erholten sich jedoch nach der Entspannung am Dienstag.
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