US-Präsident Donald Trump hat am Freitag angekündigt, ab dem 1. Juni 2025 einen pauschalen Strafzoll von 50 % auf alle Importe aus der Europäischen Union verhängen zu wollen. Hintergrund ist laut Trump die aus seiner Sicht festgefahrene Handelspolitik und ein zu hoher US-Handelsbilanzdefizit mit der EU.
„Unsere Gespräche mit der EU führen zu nichts“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. „Ich suche keinen Deal. Wir haben den Deal gesetzt – bei 50 %.“
Zuvor hatte es im April bereits eine temporäre Zollpause gegeben, um Verhandlungen zu ermöglichen – diese endet am 9. Juli.
Trumps Hauptkritikpunkte:
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Handelsdefizit mit der EU von über 250 Milliarden US-Dollar (tatsächlich laut US-Handelsministerium: 236 Mrd.)
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Nicht-monetäre Handelsbarrieren (z. B. Umweltstandards, Normen)
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Mehrwertsteuer (VAT): US-Exporte unterliegen EU-VAT, während EU-Exporte in die USA von dieser befreit werden
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Digitale Dienstleistungssteuern (DSTs), die v.a. große US-Tech-Konzerne betreffen
Reaktionen aus Europa
Die EU reagierte mit Zurückhaltung, wartet jedoch zunächst ein Telefonat zwischen EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič und US-Handelsbeauftragtem Jamieson Greer ab. Gleichzeitig betonte die Kommission, dass man sich auf mögliche Gegenmaßnahmen vorbereite: Ein bereits ausgearbeiteter Vergeltungszollplan über 108 Milliarden Dollar liegt in der Schublade.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen:
„Wenn die Verhandlungen scheitern, werden wir handeln. Alle Optionen bleiben auf dem Tisch.“
Frankreichs Handelsminister Laurent Saint-Martin bezeichnete Trumps Vorgehen auf X als „nicht hilfreich“ und betonte die Bereitschaft zur Deeskalation – bei gleichzeitiger Entschlossenheit zur Gegenwehr.
Irlands Premier Micheál Martin nannte Trumps Drohung „enttäuschend und wirtschaftlich gefährlich“, da sie eines der wichtigsten Handelsverhältnisse der Welt gefährden könnte.
Marktreaktionen
Trumps Ankündigung ließ die Aktienmärkte abstürzen:
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DAX: –2,4 %
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CAC40 (Frankreich): –2,2 %
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FTSE100 (UK): –1,0 %
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Dow Jones: –480 Punkte zum Handelsstart
Auch der S&P 500 verzeichnete den vierten Verlusttag in Folge.
Trump vs. Apple
Zusätzlich drohte Trump am Freitag erneut dem Technologiekonzern Apple mit einem 25 %-Zoll, sollte dieser iPhones weiterhin im Ausland produzieren. Apple-CEO Tim Cook hatte zuvor angekündigt, Teile der Produktion von China nach Indien zu verlagern – Trump fordert aber Produktion in den USA.
Fazit:
Trump eskaliert den Handelskonflikt mit der EU deutlich – ohne klare Verhandlungsabsicht. Beobachter warnen vor einer Neuauflage des „Handelskriegs“ und schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen. Die EU bereitet sich derweil auf Gegenmaßnahmen vor, hält aber an der Gesprächsbereitschaft fest.
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