Trotz der Einführung des britischen Online Safety Act im Juli zeigt eine BBC-Recherche, dass Jugendliche weiterhin auf sozialen Plattformen verstörende Inhalte zu Themen wie Mobbing, Suizid und Waffen angezeigt bekommen.
Die neuen Regeln sollen Tech-Unternehmen verpflichten, Kinder und Jugendliche online besser zu schützen. Doch die Untersuchung – durchgeführt gemeinsam mit der BBC-Sendung Morning Live – offenbart, dass der Schutz in der Praxis noch unzureichend ist.
„Es ist wirklich besorgniserregend“, so Online-Sicherheitsexperte David Wright CBE, zugleich betont er: „Es braucht Zeit, bis sich echte Veränderungen zeigen.“
Der Test: Jugendliche auf TikTok, YouTube und Instagram
Die BBC legte sechs fiktive Profile von 13- bis 15-jährigen Teenagern an (jeweils drei Jungen und drei Mädchen). Für eine Woche scrollten die Accounts täglich 10 Minuten durch Inhalte auf TikTok, YouTube oder Instagram.
-
Verbesserung bei Instagram: Diesmal tauchten dort keine problematischen Inhalte auf – laut BBC ein Erfolg neuer Filter, die sich an PG-13-Filmfreigaben orientieren.
-
TikTok weiterhin problematisch: Besonders bei „Maya“ (15) zeigte TikTok massenhaft Beiträge über Mobbing, Suizid, Gewalt gegen Frauen und schwere Krankheiten. Einzelne Beiträge mögen harmlos erscheinen – die Menge erzeugte jedoch eine depressive Grundstimmung.
-
YouTube mit Waffenvideos: Ein Jungenprofil („Harry“, 15) erhielt auf YouTube Inhalte über Messer, Pistolen, Armbrüste und erstmals sogar Videos mit toten Tieren – zwischen harmlosen Clips zu Fußball oder Gaming.
Reaktionen und Kritik
Emma Motherwell von der Kinderhilfsorganisation NSPCC forderte:
„Es muss mehr getan werden – Sicherheitsmaßnahmen sollten schon im Design von Plattformen integriert sein.“
TikTok verweist auf über 50 integrierte Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen für Teenager, darunter Inhaltsfilter und ein 60-Minuten-Limit.
YouTube betont, man habe den Jugendschutz ausgeweitet, kritisiert jedoch die Aussagekraft von Testkonten.
Eltern bleiben Schlüsselrolle
Sicherheitsexperte David Wright rät Eltern, sich aktiv mit den Apps und Inhalten ihrer Kinder auseinanderzusetzen:
„Verlasst euch nicht allein auf gesetzliche Regelwerke. Redet mit euren Kindern – offen und ohne zu urteilen.“
Die Einführung des Online Safety Act sei ein wichtiger Schritt, aber kein „magischer Schalter“. Wirkliche Veränderungen würden sich schrittweise zeigen. Die Medienaufsicht Ofcom sei nun gefordert, Verstöße zu prüfen und durchzusetzen.
Fazit
Trotz erster Fortschritte – insbesondere bei Instagram – bleibt der Jugendschutz auf sozialen Medien lückenhaft. Die Recherchen zeigen, dass insbesondere Mädchen auf TikTok und Jungen auf YouTube weiterhin verstörenden Inhalten ausgesetzt sind. Die Umsetzung des neuen Gesetzes braucht Zeit – und bleibt auf Eltern, Schulen und Behörden als Mitverantwortliche angewiesen.
Kommentar hinterlassen