In einem Land, das Raketen auf Boote feuert und Beamte per Massenentlassung aus dem öffentlichen Dienst kickt, trifft der amerikanische Regierungsbetrieb wieder einmal auf seine wahren Opfer: Menschen wie Christine Grassman – blind, engagiert, sportlich, aber offenbar im Weg.
Was als Vorbereitung auf ein Drachenboot-Rennen begann, endete für Grassman mit einem herabfallenden metaphorischen Amboss namens „Reduktion der Belegschaft“ – eine typische Washingtoner Umschreibung für: Sie sind jetzt arbeitslos, viel Glück!
Ihre Reaktion? Ein paar „ausgewählte Ausdrücke“ – vermutlich die mildeste Antwort auf eine Kündigung per E-Mail inmitten eines Shutdowns. Ihr „Traumjob“ bei der US-Bildungsbehörde war Geschichte. Und das zehn Tage nach Beginn des längsten Regierungsstillstands der US-Geschichte.
Shutdown mit Kollateralschäden: Blind? Behindert? Uninteressant.
Mehr als 4.000 Mitarbeitende wurden unter Trump 2.0 ohne Gehalt, Sicherheit oder Plan auf die Straße gesetzt. Der Unterschied zu früheren Shutdowns? Kein „Zwangsurlaub“, kein späteres Nachzahlen, sondern: Kalte Kündigung.
Christine Grassman, die blinde Präsidentin eines Drachenboot-Teams namens Out of Sight Dragons (ja, wirklich), war eine davon. Ihre Arbeit? Sie half, blinden Unternehmern Zugang zu Aufträgen im Rahmen des Randolph-Sheppard-Programms zu sichern – einem Bundesgesetz, das Gleichstellung fördern sollte. Ironisch, dass gerade dieses Programm bei der Personaleinsparung offenbar keine Lobby hatte.
Von der Gesetzesumsetzung zum Existenzkampf
Während hochdotierte Minister mit Kriegsrhetorik um sich werfen und Präsident Trump per Exekutiv-Laune Kriege gegen Drogen und Institutionen gleichermaßen führt, sitzt Christine zu Hause – ihre Katze Pixie auf dem Sofa, die Existenzangst auf dem Schoß.
Die Regierung? Erklärte, es gäbe „keine Auswirkungen auf den Betrieb“ – was genau das Gegenteil von dem ist, was Menschen wie Christine erlebt haben. Aber in Washington ist Wirklichkeit ohnehin oft Ansichtssache.
Immerhin griff ein Bundesrichter in Kalifornien ein und stoppte die Massenentlassungen temporär. Christine durfte wieder hoffen – aber eben nur auf Zeit.
Ein Job mit Sinn – gestrichen durch Politik ohne Skrupel
Christine und ihr Mann, ebenfalls blind, paddeln nicht nur sportlich durch die Wellen, sondern auch durch das Leben. Ihr Job war mehr als ein Einkommen: Er war gelebte Teilhabe, gesetzlich garantiert, jetzt politisch gefährdet.
Während die Regierung alles outsourct, was nicht bei drei neoliberal auf dem Baum ist, wird auch bei Grassmans Bereich überlegt, ob man ihn nicht „strukturieren“ könne – ein weiteres Wort für „weg damit“.
Bildungsministerin Linda McMahon, einst Wrestling-Magnatin und nun offenbar Chef-Abwicklerin der sozialen Infrastruktur, kündigte bereits Outsourcing für Programme für arme und ländliche Schüler an. Christine bleibt vorerst verschont – noch.
Der Paddel bleibt – der Rest ist ungewiss
Dragonboating, sagt Christine, helfe beim Stressabbau. „Man kann viel Wut mit einem Paddel rauslassen.“ Man möchte ihr spontan ein paar extra Paddel schenken – für jeden verantwortlichen Haushaltspolitiker einen.
Der Shutdown ist vorbei, aber die Wunden bleiben offen. Christine ist zurück im Job – aber glücklich ist sie nicht. Wer kann es ihr verdenken?
Der Kongress hat derweil beschlossen, bis Januar 2026 keine weiteren Kündigungen vorzunehmen. Welch ein Fortschritt! Ein Aufschub der Unsicherheit, eine Verlängerung des Spießrutenlaufs – aber bitte mit patriotischem Anstrich.
Fazit:
Während in Washington Minister mit „Kill them all“-Rhetorik Schlagzeilen machen und Milliarden in Aufrüstung fließen, verlieren Menschen wie Christine Grassman ihre Jobs, ihre Sicherheit und beinahe ihren Lebensmut – weil sie glauben, dass Regierung im Dienste der Bürger stehen sollte. Welch romantische Idee in Zeiten von Politik als Reality-TV.
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