Ein verheerender Brand in einer Textilfabrik hat am Dienstag in der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka mindestens 16 Menschenleben gefordert. Die Opferzahl könnte weiter steigen – zahlreiche Menschen gelten noch als vermisst.
Das Feuer brach gegen Mittag in einem vierstöckigen Gebäude im Stadtteil Mirpur aus und wütete stundenlang. Erst nach rund drei Stunden konnten die Flammen in der Fabrik unter Kontrolle gebracht werden. Doch ein angrenzendes Chemielager brannte weiter. Noch am Abend war die Situation nicht vollständig unter Kontrolle, wie örtliche Medien berichteten.
Die Feuerwehr bestätigte, dass bisher 16 Leichen geborgen wurden – viele davon so stark verbrannt, dass sie nicht mehr zu identifizieren sind. Die Angehörigen stehen unter Schock.
Eltern halten Fotos in den Händen – auf der Suche nach Vermissten
Vor dem zerstörten Fabrikgelände sammelten sich verzweifelte Familienmitglieder. Manche hielten Fotos ihrer vermissten Angehörigen in den Händen, suchten in Trümmern und Hoffnungen. Ein Vater, der nach seiner Tochter Farzana Akhter sucht, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters:
„Als ich vom Feuer hörte, bin ich sofort hergerannt. Aber ich habe sie noch immer nicht gefunden… Ich will nur meine Tochter zurück.“
Die Emotionen vor Ort sind greifbar. Viele Familien weinen, beten, klammern sich an letzte Hoffnungen – während Rettungskräfte weiter nach Überlebenden suchen.
Hochgiftige Gase – keine Chance zur Flucht
Laut Feuerwehrdirektor Mohammad Tajul Islam Chowdhury kamen die meisten Opfer vermutlich innerhalb von Sekunden ums Leben, nachdem sie hochgiftige Dämpfe eingeatmet hatten. In dem Chemielager nebenan sollen unter anderem Bleichmittel, Kunststoff und Wasserstoffperoxid gelagert worden sein – alles Stoffe, die Brände beschleunigen und extrem gefährliche Gase freisetzen.
Noch ist unklar, in welchem der beiden Gebäude das Feuer zuerst ausbrach. Eine Untersuchung zur Ursache sowie zur Legalität des Chemielagers ist eingeleitet. Die Polizei sucht derzeit auch nach den Eigentümern der Gebäude, die bislang nicht auffindbar sind.
Wieder eine Katastrophe in einer langen Reihe
Tragödien wie diese sind in Bangladesch leider keine Seltenheit. Immer wieder kommt es zu Großbränden in überfüllten, oft schlecht gewarteten Fabriken – meist durch mangelnde Sicherheitsstandards, fehlende Notausgänge oder illegale Bauten.
In den vergangenen Jahren erschütterten mehrere Katastrophen das Land:
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2021 starben mindestens 52 Menschen bei einem Brand in einer Lebensmittel-Fabrik ohne Fluchtwege.
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2019 forderte ein Feuer in einem historischen Stadtteil Dhakas 78 Todesopfer.
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Und 2013 erschütterte der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes mit über 1.100 Toten die Weltöffentlichkeit.
Ein Land zwischen Schmerz und Verantwortung
Bangladesch ist weltweit einer der größten Standorte für die Textilproduktion – viele der Kleider, die in westlichen Läden verkauft werden, stammen von hier. Doch hinter den Etiketten stehen oft gefährliche Arbeitsbedingungen und schwache Schutzgesetze.
Die aktuelle Katastrophe ist ein weiterer dringender Weckruf. Für die Regierung, die Industrie – aber auch für die globale Modebranche und ihre Konsumenten.
Die Toten von Mirpur hinterlassen Familien, Träume und Lücken, die kein Wiederaufbau füllen kann. Ihre Namen werden vielleicht nicht in den Schlagzeilen bleiben – aber ihr Schicksal sollte uns allen Mahnung sein.
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