Nach dem verheerenden Durchzug der Überreste des Taifuns Halong spielt sich in Westalaska ein dramatisches Szenario ab: Ganze Dörfer wurden vom Wasser verschluckt, Hunderte Menschen mussten von Hubschraubern der Nationalgarde und Küstenwache in Sicherheit gebracht werden.
Die besonders betroffenen Gemeinden Kipnuk und Kwigillingok im abgelegenen Yukon-Kuskokwim-Delta standen innerhalb weniger Stunden meterhoch unter Wasser. Sturmfluten trieben Wellen bis zu 1,8 Meter über den normalen Pegelstand – Häuser wurden fortgerissen, Straßen weggespült und Stromleitungen zerstört.
„Es sah aus, als hätte das Meer das Land zurückgeholt“, berichtete ein Helfer der Alaska Army National Guard. Ganze Familien mussten auf Hausdächern ausharren, bis sie von Hubschraubern geborgen wurden.
Mindestens eine Person kam ums Leben, zwei weitere gelten laut Behörden noch als vermisst. Die US Coast Guard, lokale Einsatzkräfte und Freiwillige aus den Nachbarregionen sind im Dauereinsatz. Viele Ortschaften sind nur aus der Luft erreichbar – das raue Terrain und die zerstörten Pisten erschweren die Rettungsarbeiten erheblich.
Über 1.500 Menschen verloren durch die Flut ihr Zuhause oder wurden zur Flucht gezwungen. Die Evakuierten werden derzeit in Notunterkünften untergebracht, unter anderem in Bethel und Anchorage, wo Turnhallen und öffentliche Gebäude in Aufnahmelager umgewandelt wurden.
Ein Sturm, der Alaska veränderte
Meteorologen beschreiben die Reste des Taifuns Halong als den heftigsten Sturm seit Jahrzehnten in dieser Region. Ursprünglich über dem Westpazifik entstanden, traf das Tiefdrucksystem mit voller Wucht auf die alaskische Küste und brachte orkanartige Böen, Regenmassen und gewaltige Sturmfluten mit sich.
Die Schäden sind immens: zerstörte Häuser, geborstene Tanks, kontaminiertes Trinkwasser und großflächige Stromausfälle. Besonders bedrohlich: In wenigen Wochen beginnt der Winter – viele der zerstörten Dörfer könnten ohne schnelle Hilfe unbewohnbar werden.
Die Regierung Alaskas hat den Notstand ausgerufen. Hilfsgüter und Generatoren werden derzeit per Flugzeug und Schiff in die betroffenen Regionen gebracht.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Während das Wasser langsam zurückgeht, wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. „Es ist, als hätte jemand den Reset-Knopf gedrückt – nur blieb nichts übrig“, sagte eine Bewohnerin aus Kipnuk, deren Haus komplett zerstört wurde.
Für viele Menschen in den Küstendörfern ist nun unklar, ob sie überhaupt zurückkehren können. Experten warnen, dass steigende Meeresspiegel und häufigere Stürme infolge des Klimawandels künftig noch mehr Siedlungen bedrohen könnten.
Der Ex-Taifun Halong hat Alaska nicht nur physisch, sondern auch emotional gezeichnet – und die Frage aufgeworfen, wie lange die entlegenen Dörfer an der Küste dem steigenden Meer überhaupt noch standhalten können.
Kommentar hinterlassen