Ein Wahlkampfauftritt mit allem, was dazugehört: Verspätung, Proteste, Standing Ovations und große Worte. In der Alten Handelsbörse Leipzig präsentierte AfD-Chef Tino Chrupalla seine Visionen – oder sagen wir besser: sein persönliches Wahlkampf-Actionkino mit sich selbst in der Hauptrolle.
Start mit Hindernissen – „Wo bleibt Tino?“
Die Fans in Leipzig mussten sich erst einmal in Geduld üben. Chrupalla kam eine gute Stunde zu spät – ob das Bundeskriminalamt oder ein spontaner Dönerstopp schuld war, bleibt unklar. Die Anhänger nahmen es gelassen: Schließlich ist Dramaturgie wichtig. Und was wäre ein Starauftritt ohne eine stilvolle Verzögerung?
Kaum erklimmt er die Bühne, bricht die Menge in tosenden Applaus aus. Schließlich gibt es nur wenige, die es schaffen, eine Wahlkampfveranstaltung und eine Demo gegen sich gleichzeitig zu organisieren. Vor der Tür versammelten sich nämlich bis zu 1000 Protestierende, um lautstark ihre Meinung kundzutun.
„Störenfriede“ und die dunklen Zeiten
Für die Demonstranten hat Chrupalla eine elegante Wortwahl parat: „Störenfriede“, die ihn an die „dunkelsten Zeiten“ erinnern. (Dunkler als die Zeit, in der er zu spät kam? Unklar.) Er verspricht, keinen Millimeter zu weichen – wobei das wörtlich zu nehmen wäre, denn sein Team hatte sicherheitshalber keine direkten Wege nach draußen freigehalten.
„Wir wollen so gewinnen, dass es scheppert!“
Klingt nach einem neuen Werbeslogan für eine Möbelhaus-Kette, ist aber Chrupallas Plan für die Bundestagswahl in Sachsen. 35 Prozent will die AfD hier holen, also mehr als ein Drittel der Wählerschaft. Damit das klappt, gibt es in der Rede auch das volle populistische Rundum-sorglos-Paket:
✅ CDU? Kriegstreiber! (Weil sie die Ukraine unterstützt.)
✅ Energiepreise? CO₂-Steuer sofort abschaffen! (Weil das offensichtlich alles löst.)
✅ Migration? Deutschland soll sich ein Beispiel an Trumps Abschiebepolitik nehmen. (Wohin genau die Menschen abgeschoben werden sollen, bleibt allerdings offen.)
Energiepolitik à la Chrupalla: Zurück in die Zukunft
Chrupalla fordert: Mehr Gas aus Russland und zurück zur Atomkraft! Einziger Haken:
- Russland liefert kein Gas mehr nach Deutschland.
- Selbst die großen Energiekonzerne haben kein Interesse mehr an der Kernkraft.
Aber warum sich mit Realitäten aufhalten, wenn Wahlkampf-Visionen doch viel schöner sind?
Die große Trump-Bewunderung
Der wahre Star des Abends war aber eigentlich Donald Trump – zumindest in Chrupallas Augen. Der AfD-Chef schwärmt von den USA, wo Trump aktuell sämtliche Regierungsmitarbeiter feuert, internationale Verträge kündigt und das ganze Land auf Sparkurs schickt.
Und natürlich darf ein Klassiker nicht fehlen: „Das müssen wir in Deutschland auch tun!“ (Vermutlich hofft er, dass Trump ihn dann auch einmal lobend auf Truth Social erwähnt.)
Abgang mit Pfiffen statt Applaus
Nach gut 25 Minuten voller heißer Luft verlässt Chrupalla die Bühne. Draußen warten die Protestierenden noch immer – diesmal mit Pfiffen und Anti-AfD-Parolen.
Aber egal, seine Fans im Saal haben ihn gefeiert. Und vielleicht ist es ja genau diese Mischung aus verspätetem Drama, lautem Applaus drinnen und lautem Protest draußen, die Chrupalla zur Höchstform auflaufen lässt.
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