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TikTok soll an sexuellen Livestreams mit Minderjährigen mitverdienen

geralt (CC0), Pixabay
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Die Social-Media-Plattform TikTok soll laut einer **BBC-Recherche** an sexuellen Livestreams verdienen, die auch von minderjährigen Nutzerinnen in Kenia betrieben werden. Trotz geltender Richtlinien gegen die Anbahnung sexueller Inhalte werde diese Praxis auf der Plattform geduldet und sogar profitabel für das Unternehmen, berichten Insider und Betroffene.

Minderjährige nutzen TikTok für sexuelle Inhalte

Mehrere junge Frauen aus Kenia berichteten der BBC, dass sie bereits im Teenageralter über TikTok sexuelle Inhalte beworben und ihre Dienste gegen Bezahlung angeboten hätten. Während TikTok selbst keine offensichtlichen sexuellen Handlungen zulässt, dient die Plattform als Vermittlungsstelle für weitergehende Transaktionen, die dann über andere Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Telegram abgewickelt werden.

In Livestreams, die besonders in den Abendstunden auf TikTok populär sind, tanzen die Performerinnen oft in aufreizender Kleidung und animieren Zuschauer mit Begriffen wie „Tap, tap“ (eine Aufforderung, das Live-Video zu liken) oder „Inbox me for kinembe“ (ein Slangausdruck, der sich auf explizite Inhalte bezieht), ihnen private Nachrichten zu schicken. Dort verhandeln sie dann individuelle Leistungen gegen Bezahlung.

TikTok verdient mit: Wie frühere Recherchen der BBC bereits zeigten, behält TikTok **rund 70 % der Einnahmen** aus den digitalen „Geschenken“ ein, die Zuschauer an Livestream-Hosts senden.

TikTok-Moderatoren schlagen Alarm

Mitarbeiter von TikToks Content-Moderation, die für das Outsourcing-Unternehmen **Teleperformance** arbeiten, gaben gegenüber der BBC an, dass TikTok sich des Problems bewusst sei. Sie erklärten, dass die Plattform zwar Richtlinien gegen sexuelle Inhalte habe, diese aber nur unzureichend durchgesetzt würden.

Ein ehemaliger Moderator aus Kenia erklärte:
*„TikTok profitiert enorm von den Einnahmen aus diesen Livestreams. Es liegt nicht in ihrem Interesse, hart gegen die Anbahnung sexueller Inhalte vorzugehen.“*

Zudem nutzen viele TikTok-Hosts gezielt **verschlüsselte Codes und Slangausdrücke**, um Moderationsfilter und automatische KI-Erkennung zu umgehen. Die Moderatoren berichten, dass die Plattform nicht ausreichend auf lokale Sprachvarianten sensibilisiert sei, wodurch viele verbotene Inhalte unentdeckt blieben.

Kinder bereits im Alter von neun Jahren betroffen

Laut der Organisation **ChildFund Kenya** seien **Mädchen bereits ab neun Jahren** in diese Aktivitäten verwickelt. Die BBC sprach mit mehreren Betroffenen, darunter eine 17-Jährige, die mit den Einnahmen aus TikTok-Livestreams ihre Familie finanziert:
*„Ich verkaufe mich auf TikTok. Ich tanze nackt. Ich tue das, weil ich sonst kein Geld verdienen kann.“*

Sie sei bereits mit **15 Jahren** von einem Freund in diese Praxis eingeführt worden und konnte die Altersbeschränkungen der Plattform mit dessen Hilfe umgehen. Besonders große TikTok-Accounts mit vielen Followern übernehmen dabei die Rolle von **„digitalen Zuhältern“**, indem sie minderjährige Nutzerinnen in ihren Streams hosten und an den Einnahmen mitverdienen.

Ein weiteres Mädchen erklärte, dass sie regelmäßig von **männlichen Nutzern aus Europa** für explizite Inhalte auf Drittplattformen kontaktiert werde.

„Ein Mann aus Deutschland wollte, dass ich mich für ihn ausziehe. Er bezahlte mich dafür, aber dann tauchten meine Videos auf Social Media auf, ohne dass ich es wusste.“*

Einige der Frauen berichten, dass sie durch diesen Kreislauf in **physische Prostitution gedrängt** wurden oder von ihren digitalen Zuhältern unter Druck gesetzt wurden, ihre Einnahmen zu teilen.

TikTok weist Vorwürfe zurück – Doch Maßnahmen bleiben aus

TikTok äußerte sich zu den Vorwürfen und betonte, dass es eine **„Null-Toleranz-Politik“** für sexuelle Ausbeutung auf der Plattform gebe. Ein Sprecher erklärte:
*„Wir haben strenge Sicherheitsrichtlinien, moderieren Inhalte in 70 Sprachen und arbeiten mit lokalen Experten zusammen.“*

Dennoch zeigen die Recherchen, dass TikTok in Afrika weniger strenge Moderationsstandards anwendet als in westlichen Ländern.

Bereits 2023 hatte der **kenianische Präsident William Ruto** eine bessere Überwachung der Inhalte gefordert und mit TikTok-CEO **Shou Zi Chew** verhandelt. Geplante Maßnahmen wie eine **TikTok-Niederlassung in Kenia** wurden jedoch bislang nicht umgesetzt.

Moderatoren und Experten sind sich einig: **Ohne stärkere Regulierungen wird das Problem weiter bestehen bleiben – und TikTok wird weiter daran verdienen.**

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