Hier ist eine kritische Analyse des Projekts „Thesaurum Diamond Trading Token (TDTT)“ aus Anlegersicht, basierend auf dem offiziellen Whitepaper:
🔍 1. Überblick
Projektidee:
Thesaurum möchte mit dem TDTT-Token den Diamantenhandel über die Blockchain demokratisieren. Anleger sollen über Token fractional (anteilige) Beteiligungen an Diamanten erwerben, diese handeln oder wiederverkaufen können. Der Token soll als Zahlungsmittel im hauseigenen Marktplatz dienen, auf dem physische, GIA-zertifizierte Diamanten gehandelt werden.
Ziel:
Kombination von realem Sachwert (Diamant) und digitalem Asset (Blockchain), um Transparenz, Liquidität und Zugänglichkeit in einem bislang exklusiven Markt zu schaffen.
💎 2. Positiv bewertete Aspekte
✅ a. Realer Asset-Backed Use Case
- TDTT wird angeblich durch physische, GIA-zertifizierte Diamanten besichert.
- 20 % der ICO-Einnahmen sollen als Diamanten-Reserve hinterlegt werden – laut Whitepaper mit einem Marktwert „nahe 100 % des eingesammelten Kapitals“.
- Wenn das tatsächlich umgesetzt und geprüft wird, reduziert das theoretisch das Risiko gegenüber unbesicherten Utility-Token.
✅ b. Eigene operative Basis
- Thesaurum betreibt laut Dokument eine eigene Mine in Liberia und beschäftigt dort 40 Personen.
- Das Projekt kombiniert Mining, Handel, Polieren und Wiederverkauf („Diamond Flipping“) – vertikal integriert.
✅ c. Margen und Marktdaten
- Im traditionellen Geschäft werden Margen zwischen 30–50 % pro Transaktion genannt – falls realistisch, wäre das stark.
- Marktprognosen (Bain & Co., GIA) zeigen moderate, aber stabile Wachstumschancen für natürliche Diamanten.
✅ d. Technologieorientierter Ansatz
- Nutzung von Binance Smart Chain (BEP20) für schnelle, günstige Transaktionen.
- Tokenisierung und digitale Nachverfolgbarkeit könnten Transparenz im Diamanthandel verbessern.
⚠️ 3. Kritische Punkte & Risiken aus Investorensicht
❌ a. Fehlende regulatorische Absicherung
- Das Whitepaper weist ausdrücklich darauf hin, dass es kein Prospekt im Sinne eines Wertpapiergesetzes ist.
- Keine Hinweise auf eine BaFin-, FCA- oder SEC-Zulassung, obwohl reale Vermögenswerte (Diamanten) tokenisiert werden sollen.
➡️ Rechtliches Risiko: Solche „asset-backed token“ können als Finanzinstrument gelten und regulatorische Genehmigungen erfordern.
❌ b. Zweifel an der tatsächlichen Besicherung
- Es ist unklar, welche unabhängige Instanz die Diamonds „treuhänderisch hält“ oder prüft.
- Keine konkrete Nennung des Trustees oder der Lagerstätte (nur „legal partners“).
- Der angegebene Wert der Diamanten = 100 % der Einlagen klingt wirtschaftlich unrealistisch, da auch Betriebskosten, Marketing und Gehälter bezahlt werden.
❌ c. Unrealistische Renditeversprechen
- Das Whitepaper nennt 30–40 % Gewinn innerhalb von 2–3 Monaten durch Weiterverkauf („diamond flipping“) – ohne Verlustrisiko („no possibility for value loss“).
➡️ Solche Aussagen sind wirtschaftlich fragwürdig und potenziell irreführend – Diamantenmärkte sind illiquide und Preisschwankungen häufig.
❌ d. Interessenkonflikt zwischen Emittent und Anleger
- Das Unternehmen verkauft, lagert, bewertet und handelt die eigenen Diamanten.
- Anleger sind vollständig auf die internen Bewertungen und Verkaufsprozesse von Thesaurum angewiesen.
➡️ Keine unabhängige Preisbildung oder externe Kontrolle – das birgt hohes Gegenparteirisiko.
❌ e. Zentralisierte Struktur
- Trotz Blockchain-Rhetorik ist das System nicht dezentral, sondern komplett zentral verwaltet (Thesaurum kontrolliert Lager, Preis, Verkauf und Token).
- TDTT ist Utility-Token, kein Ownership-Token – Investoren besitzen keine rechtlichen Eigentumsrechte an den Diamanten.
❌ f. Markt- und Liquiditätsrisiko
- Der Sekundärmarkt für Token ist ungewiss: das Whitepaper selbst warnt, dass keine Listung an Börsen garantiert ist.
- TDTT könnte also illiquide oder unverkäuflich bleiben.
❌ g. Länder- und Politrisiken
- Hauptproduktion in Liberia – ein Land mit politischer Instabilität, unzureichender Infrastruktur und Rechtsunsicherheit.
- Rohstoffprojekte in Afrika sind oft abhängig von lokalen Genehmigungen und logistischen Risiken.
❌ h. Marketinglastige Darstellung
- Das Whitepaper ist hochgradig werblich formuliert, mit übermäßig positiven Prognosen („no risk of value loss“, „guaranteed ROI“), was nicht seriösen Finanzstandards entspricht.
- Keine geprüften Finanzberichte, keine unabhängigen Audits, keine nachvollziehbaren Cashflow-Daten.
📊 4. Tokenomics-Bewertung
| Kategorie | Bewertung |
|---|---|
| Token Supply | 16,4 Mio. TDTT (begrenzt) |
| Verteilung | 70 % Crowdsale, 15 % Team, 10 % Liquidität, 5 % Community |
| ICO-Ziel | 10 Mio. EUR |
| Preisspanne | 0,70–1,00 € pro TDTT |
| Blockchain | Binance Smart Chain (BEP20) |
| Utility | Bezahlung, Rabatte, Gebühren, Loyalty-Programm |
➡️ Kritik:
- Hoher Teamanteil (15 %) + 10 % Liquidität kann zu zentraler Kontrolle führen.
- Kein Vesting-Zeitplan für Teamtokens angegeben – Risiko von Dumping.
- Der ICO-Preis ist ambitioniert (bis 1 €), obwohl kein etablierter Use Case besteht.
🧭 5. Fazit aus Investorensicht
Gesamtbewertung:
- Innovative Idee mit realem Use Case im Bereich „Real World Asset Tokenization“.
- Starke Marketingpräsentation, aber mangelnde Nachweise für tatsächliche operative und rechtliche Substanz.
- Hohes Risiko aufgrund fehlender Regulierung, unklarer Besicherung und unrealistischer Renditeversprechen.
⚖️ Anleger-Fazit:
| Bewertungskriterium | Einschätzung |
|---|---|
| Innovationspotenzial | Hoch |
| Transparenz & Regulierung | Niedrig |
| Sicherheiten & Treuhandstruktur | Unklar |
| Renditechancen (realistisch) | Mittel |
| Risikofaktor (operativ & rechtlich) | Hoch |
| Gesamturteil | ⚠️ Spekulativ / Nur für erfahrene Hochrisiko-Investoren |
🧩 Empfehlung:
- Nur investieren, wenn unabhängige Audits, Treuhandnachweise für die Diamanten und Regulierungsfreigaben (z. B. durch FCA, BaFin) vorliegen.
- Bis dahin ist TDTT nicht als seriöses Anlageprodukt, sondern eher als experimentelles Blockchain-Projekt mit sehr hohem Risiko einzustufen.
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